Brecht-Haus, Brecht-Forschungsstätte,
Brecht-Straße – Augsburg hat ihn nicht vergessen, seinen berühmten Sohn Bert
Brecht, den großen Dichter, der jedermann ein Begriff ist: Dreigroschenoper,
episches Theater, Verfremdungseffekt, Marxismus, intensiver Lebensstil. Wer hat
sich nicht schon einmal mit ihm beschäftigt, sei es mit seinen Werken, seiner
Dramentheorie, seiner politischen Einstellung oder mit seiner Biographie.
Doch bevor all diese unterschiedlichen Dinge entstanden, die heutzutage
mit Brecht verbunden werden, vor Berlin, Prag oder Zürich, vor Dänemark oder
den USA, verbrachte Brecht die ersten Jahre seines Lebens in Augsburg, später
dann auch in München.
„B.s Geburtsstadt, als Umfeld seiner Sozialisation, aber auch in Form
von Verwandten, Freunden und Bekannten, hinterließ im Werk umfangreiche und
tiefgreifende Spuren.“[1] So beginnt der Artikel über Augsburg in einem 2006 erschienen Brecht Lexikon.
Genau 50 Jahre zuvor, am 14. August 1956, endete in
Berlin Brechts bewegtes Leben, das am 10. Februar 1898 im Augsburger
Lechviertel begann.
Eugen Berthold
Friedrich Brecht wird als Sohn Sophie und Berthold Brechts, eines
kaufmännischen Angestellten, Auf dem Rain Nummer 7 in Augsburg geboren. Brecht
besucht den Kindergarten der Barfüßer-Gemeinde, wird 1904 eingeschult, beendet
die Volksschule nach vier Jahren mit der Gesamtnote 1 und geht nun auf das
Königliche Realgymnasium zu Augsburg, das er 1917 – mitten im Ersten Weltkrieg
– mit dem Notabitur abschließt. Im Oktober desselben Jahres immatrikuliert sich
Brecht in München an der Philosophischen Fakultät der LMU (behält jedoch seine
Augsburger Wohnung), muss aber ein Jahr später sein Studium unterbrechen und Kriegsdienst
in einem Augsburger Lazarett leisten. Nach der Revolution im November 1918 wird
Brecht in den Soldatenrat gewählt. Die Brecht Chronik Werner Hechts zitiert
einen Rückblick Brechts aus dem Jahre 1928: „In
jener Zeit war ich Soldatenrat in einem Augsburger Lazarett, und zwar wurde ich
das nur auf dringendes Zureden einiger Freunde, die behaupteten, ein Interesse
daran zu haben. (Wie sich dann herausstellte, konnte ich jedoch den Staat nicht
so verändern, wie es für sie gut gewesen wäre.) Wir alle litten unter einem
Mangel an politischen Überzeugungen und ich speziell noch dazu an meinem alten
Mangel an Begeisterungsfähigkeit.“[2] Im Januar 1919 nimmt Brecht sein
Studium in München wieder auf, wird allerdings im November 1921 exmatrikuliert,
da er im Sommersemester keinerlei Vorlesungen mehr belegt hatte.
Eine offenbar weitaus größere Rolle als das Studium spielte für Brecht
zu diesem Zeitpunkt wohl bereits das literarische Schaffen.