Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07)
 

Thun, Alexandra

 
 

Kleiner Streifzug durch die Geschichte Bayerns:
Brechts Jugendjahre in Augsburg.

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Brecht-Haus, Brecht-Forschungsstätte, Brecht-Straße – Augsburg hat ihn nicht vergessen, seinen berühmten Sohn Bert Brecht, den großen Dichter, der jedermann ein Begriff ist: Dreigroschenoper, episches Theater, Verfremdungseffekt, Marxismus, intensiver Lebensstil. Wer hat sich nicht schon einmal mit ihm beschäftigt, sei es mit seinen Werken, seiner Dramentheorie, seiner politischen Einstellung oder mit seiner Biographie.

Doch bevor all diese unterschiedlichen Dinge entstanden, die heutzutage mit Brecht verbunden werden, vor Berlin, Prag oder Zürich, vor Dänemark oder den USA, verbrachte Brecht die ersten Jahre seines Lebens in Augsburg, später dann auch in München.

 

  „B.s Geburtsstadt, als Umfeld seiner Sozialisation, aber auch in Form von Verwandten, Freunden und Bekannten, hinterließ im Werk umfangreiche und tiefgreifende Spuren.“ [1] So beginnt der Artikel über Augsburg in einem 2006 erschienen Brecht Lexikon.  

  Genau 50 Jahre zuvor, am 14. August 1956, endete in Berlin Brechts bewegtes Leben, das am 10. Februar 1898 im Augsburger Lechviertel begann.  

 

Eugen Berthold Friedrich Brecht wird als Sohn Sophie und Berthold Brechts, eines kaufmännischen Angestellten, Auf dem Rain Nummer 7 in Augsburg geboren. Brecht besucht den Kindergarten der Barfüßer-Gemeinde, wird 1904 eingeschult, beendet die Volksschule nach vier Jahren mit der Gesamtnote 1 und geht nun auf das Königliche Realgymnasium zu Augsburg, das er 1917 – mitten im Ersten Weltkrieg – mit dem Notabitur abschließt. Im Oktober desselben Jahres immatrikuliert sich Brecht in München an der Philosophischen Fakultät der LMU (behält jedoch seine Augsburger Wohnung), muss aber ein Jahr später sein Studium unterbrechen und Kriegsdienst in einem Augsburger Lazarett leisten. Nach der Revolution im November 1918 wird Brecht in den Soldatenrat gewählt. Die Brecht Chronik Werner Hechts zitiert einen Rückblick Brechts aus dem Jahre 1928: „In jener Zeit war ich Soldatenrat in einem Augsburger Lazarett, und zwar wurde ich das nur auf dringendes Zureden einiger Freunde, die behaupteten, ein Interesse daran zu haben. (Wie sich dann herausstellte, konnte ich jedoch den Staat nicht so verändern, wie es für sie gut gewesen wäre.) Wir alle litten unter einem Mangel an politischen Überzeugungen und ich speziell noch dazu an meinem alten Mangel an Begeisterungsfähigkeit.“ [2] Im Januar 1919 nimmt Brecht sein Studium in München wieder auf, wird allerdings im November 1921 exmatrikuliert, da er im Sommersemester keinerlei Vorlesungen mehr belegt hatte.

Eine offenbar weitaus größere Rolle als das Studium spielte für Brecht zu diesem Zeitpunkt wohl bereits das literarische Schaffen.
 

Fussnote(n):
[1] Jürgen Hillesheim: Augsburg. In: Brecht Lexikon. Hrsg. von Ana Kugli und Michael Opitz. Stuttgart 2006, S. 10f.
[2] Werner Hecht: Brecht Chronik. Frankfurt am Main 1997, S. 61.

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