Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Schmid, Matthias

 
 

Zwischen Ideologie und Pragmatismus: Wiedergutmachungspolitik der DDR beim "Aufbau des Sozialismus" 1952/53

Artikel empfehlen  

  (Seite 1 von 4) nächste Seite

  "Ich möchte das gerne wiedergutmachen." Dieser Ausspruch der Alltagssprache lokalisiert den Begriff "Wiedergutmachung" im moralischen Bereich von Schuld und Entschuldigung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wiedergutmachung übertragen von der persönlichen auf die staatliche Ebene erstmals in dem Sinne, dass jenseits von  Reparationen an die Siegerstaaten versucht wurde, die Schuld von staatlichen Institutionen im NS-Staat gegenüber der eigenen Bevölkerung aufzuarbeiten.
Wiedergutmachungspolitik: Die in diesem Wort erkennbare Verbindung des religiös-moralischen Raumes mit dem von Macht und Interesse dominierten politischen Raum mag dissonant klingen; in der Tat zeigt sich hier vorab die Konfliktlinie zwischen ideeller Einstellung und Pragmatismus in der Ausführung. Allgemein definiert sich Wiedergutmachungspolitik als Struktur und Inhalt des politischen Diskurses über Wiedergutmachung. Die hierbei zentralen inhaltlichen Fragen sind: (1) Welche Individuen und Opfergruppen werden für welche Tatbestände als wiedergutmachungsberechtigt anerkannt? (2) In welcher Form und Höhe wird Wiedergutmachung geleistet?
 

 
  Zeichnung: Matthias Schmid
 

  Wiedergutmachungspolitik verknüpft die staatliche Sicht auf die Vergangenheit mit dem in Gegenwart und Zukunft gerichteten Gestaltungswillen des Staates. In der DDR als weltanschaulicher Diktatur bildete die Ideologie idealtypischerweise die Grammatik, mit der Denken von der Geschichte und das Handeln in der Gegenwart formuliert werden musste.  

    nächste Seite


[1]  [2]  [3]  [4]