Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06)
 

Schnupp, Stefan

 
 

Der Regensburger Kurfürstentag 1630. Der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht?

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  Zusammen mit dem Kaiser trafen sich im Jahr 1630 die katholischen Kurfürsten und die Gesandten der protestantischen Kurfürsten.[1] Daneben kamen auch Vertreter anderer Reichstände und auswärtige Gesandte, von denen besonders die Gesandten aus Frankreich, Charles Brulart de Léon und Père Joseph, zu erwähnen sind. Der Kaiser wollte auf diesem Kurfürstentag verschiedene Probleme der aktuellen Politik mit den Kurfürsten beraten. Seine langjährigen politischen Erfolge sollten, jetzt auf dem Höhepunkt der Macht, mit der Wahl seines Sohnes zu seinem Nachfolger gekrönt werden. Er erreichte bis Ende des Kurfürstentages weder die Königswahl noch seine anderen politischen Ziele. So stellt sich nun die Frage, ob der Kaiser wirklich auf dem Zenit seiner Macht war oder ob er diesen nicht bereits überschritten hatte.
Der Kurfürstentag[2] begann am 3. Juli mit Verlesung der kaiserlichen Proposition, die einen Hinweis auf das Selbstbewusstsein des Kaisers gab. Aus ihr "schien das Bewusstsein zu sprechen, daß der Kaiser die Kräfte des Reiches dahin lenken könne, wohin es ihm gefalle."[3] Es sollte nun über einen Universalfrieden, das Verhalten gegenüber den geächteten Pfälzer Kurfürsten, den Krieg gegen Holland und den möglichen Schwedeneinfall, sowie über den Mantuakrieg und das Heerwesen gesprochen werden.[4]
Da man sich beim Vorgehen gegenüber dem Pfälzer Kurfürsten einig war und ein Universalfrieden derzeit nicht möglich schien, zielte die Proposition auf eine Unterstützung des Kaisers durch die Kurfürsten und die katholische Liga ab.[5]
Die Königswahl seines Sohnes Ferdinand, dem König von Ungarn, stand überhaupt nicht auf der Tagesordnung[6], obwohl der Kaisersohn gerade deswegen ebenfalls angereist war. Aber die Wahl war bei allen Überlegungen des Kaisers und seinen Räten mit im Spiel, wie sich später noch herausstellen wird. Schließlich war es das seit dem Kurfürstentag von Mühlhausen betriebene Ziel Ferdinands[7]. Aber gerade dadurch, dass die Königswahl bei allen Überlegungen mit einfloss, wurde Ferdinand geschwächt.
 

  Als erstes beschlossen die Kurfürsten die Absetzung Wallensteins zu betreiben.[8] Damit hatten weder der Kaiser noch seine Räte gerechnet. Der bayerische Kurfürst forderte:  

 
Die Armee braucht ein Haupt, "so in dem reich angesessen und mitglied des reichs"
 
    Protokoll vom 10.Juli, in: BA II,5 , S. 442.  

Fussnote(n):
[1] Schormann, Gerhard: Dreißigjähriger Krieg. 1618-1648, Stuttgart 2001, S. 247.
[2] Im Folgenden richte ich mich nach: Schormann: Krieg S. 246-247.
[3] Ritter, Moritz: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges (1555-1648) Bd. 3, Stuttgart u. Berlin 1908, S. 450.
[4] Schormann: Krieg S. 247.
[5] Albrecht, Dieter: Der Regensburger Kurfürstentag 1630 und die Entlassung Wallensteins, in: Regensburg-Stadt der Reichstage. Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hrsg. von Dieter Albrecht, Regensburg 1994, S. 88-108; S. 96.
[6] Kretschmann, Garsten: Monarchie oder Libertät: Die Kaiserwahl Ferdinands II. und der Versuch einer römischen Königswahl vivente imperatore auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630, in: Bohemia 41 (2000), S. 364-392, hier S. 371.
[7] Bireley, Robert: Religion and Politics in the Age of the Counterreformation. Emperor Ferdinand II, William Lamormaini, S.J., and the Formation of Imperial Policy, Chapell Hill 1981, S. 113.
[8] Protokoll der 1.Sitzung des Kurfürstenrates auf dem Rathaus, in: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Neue Folge. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, 2.Teil Bd. 5, bearb. von Dieter Albrecht. München-Wien 1964, S.440 (Im Folgenden BA II,5 genannt).

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