Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Hofmann, Andreas C.

 
 

Studium, Universität und Staat in Bayern 1825 bis 1848.Eine Skizze der Universitätspolitik Ludwigs I.[*]

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  Das Vorgehen der Landsmannschaften gegenüber der Allemannia hatte sich lange Zeit auf den Verruf beschränkt. Dies änderte sich, nachdem der Ministerverweser des Innern Franz v. Berks bei dem Eröffnungskommers der Allemannen diese "als Muster an Fleiß und Sittlichkeit im Vergleich zu ihren teilweise völlig verdorbenen Kommilitonen" bezeichnet und die Polizeibehörde einen studentischen Fackelzug für den verstorbenen Görres nicht genehmigt hatte.[57] Die Studierenden vermuteten Lola Montez und die Allemannia hinter diesem Verbot. In der Folgezeit wurden von Allemannen besuchte Vorlesungen ostentativ boykottiert, an der Universität fanden sich anzügliche Gedichte und Karikaturen über den König und Lola Montez und es kam zu vereinzelten Unruhen. Der König verfügte am 9. Februar 1848, die Universität zu schließen,[58] worauf Kultusminister Oettingen-Wallerstein aus Protest seinen Rücktritt anbot. In den folgenden Tagen nahm Ludwig nach eindringlichen Vorstellungen von Regierungsmitgliedern und der Bürgerschaft die Schließung der Universität zurück, ließ die Allemannia auflösen und stimmte sogar der Ausweisung Lola Montez' zu.[59] Nachdem es wegen Gerüchten über eine Rückkehr Lola Montez' zu erneuten Unruhen gekommen war, dankte Ludwig I. am 20. März 1848 schließlich zu Gunsten seines Sohnes Maximilians I. ab.  

 

Schlußbetrachtung

 
  Blickt man auf die Universitätspolitik Ludwigs I., stellt man fest, daß sie den sich ändernden politischen Maximen des Königs folgte. Nach Ludwigs Regierungsantritt 1825 brachten die nebenamtliche Besetzung der Ministerialkommissionen, die Translokation der Universität von Landshut nach München, die Studienordnung von 1827 und die Lockerung der Vorschriften über das studentische Verbindungswesen seine liberale Gesinnung deutlich zum Ausdruck. Ebenso markant ist allerdings der Bruch nach 1830/32. Es setzte eine schrittweise Restriktion des Universitätswesens ein, die sich überwiegend gegen die politische Betätigung der Studierenden richtete. Einen Höhepunkt erreichte dies mit der 1838 erlassenen Abel'schen Studienordnung. Während der Lola-Montez Affäre verlor Ludwig zunehmend die Kontrolle über sein Königtum. Dies galt auch für die Universitätspolitik, die sich - bedingt durch die sich überschlagenden Ereignisse - zu liberalisieren begann. Eine komplette freizügige Öffnung des Universitätswesens wurde schließlich erst 1848/49 unter den revolutionären Umständen und einem neuen Monarchen erreicht.  

Fussnote(n):
[57] Pölnitz: Einheits- und Freiheitsbewegung, S. 86.
[58] Signate vom 9.2.1848, in: Spindler / Kraus: Signate Bd. 6, S. 558f., Nr. 51f.
[59] Gollwitzer: Ludwig I., S. 685-687; Hummel: München, S. 68-75; Pölnitz: Einheits- und Freiheitsbewegung, S. 86-91; Kaufmann: Geschichte, S. 314-318; narrativ Kurz: Antheil, S. 35-59.

 
Empfohlene Zitierweise:

Hofmann, Andreas C.: Studium, Universität und Staat in Bayern 1825 bis 1848.Eine Skizze der Universitätspolitik Ludwigs I., in: Aventinus. Die Historische Internetzeitschrift von Studenten für Studenten [Ausgabe 02 - Sommersemester 06],
www.aventinus.geschichte.uni-muenchen.de/index.php?ausg=2&id=37&subid=29
[Letzter Aufruf am xx.xx.xxxx]

 

Hofmann, Andreas C.

geb. 13.6.80

Abitur 2000 am Dom-Gymnasium Freising

Magisterabschluß in Neuerer und Neuester Geschichte im Sommer 2006

seit September 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität München, Lehrstuhl Prof. Dr. Wolfram Siemann

http://www.geschichte.uni-muenchen.de/...

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