Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06)
 

Zarka, Attila

 
 

Die Tyrannis der Peisitratiden

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  Wir haben also in den 60er Jahren des sechsten Jahrhunderts drei Rivalen, die um die Vormacht in Athen kämpften. Wie kam es nun dazu, dass sich Peisistratos aus der Gruppe der Oberschicht herauslösen konnte und sich an die Spitze der Polis setzen konnte?
Auf der einen Seite zeigen die Quellen ein zielgerichtetes Handeln bei Peisistratos. Auf der anderen Seite findet man eine ständige Umorientierung der Gegner, durch welche sie ihre eigene Positionen geschwächt haben dürften. Peisistratos ließ sich von Rückschlägen bei der Ausführung seines Planes nicht beirren und griff gleich dreimal nach der Tyrannis. Dabei konnte er anscheinend aber auch vom Demos Unterstützung erhoffen. Bei der ersten Machtergreifung wurde dem Peisistratos vom Volk eine Leibwache zur Seite gestellt, mit deren Hilfe er die Akropolis besetzen konnte. Beim zweiten Mal, als er mit der "Göttin Athena" zurückkehrte, empfingen ihn die Leute "staunend und kniefällig". Und zu guter Letzt konnte er eine gewisse Anhängerschaft in Attika mobilisieren, die ihm bei seiner militärischen Operation Unterstützung leistete.
Vor allem Megakles scheint seine Fahnen immer nach dem Wind gerichtet zu haben. Er war es, der Peisitratos die Tyrannis aus Hoffnung an Machtzugewinn anbot, nachdem er ihn kurz zuvor aus Athen vertrieben hatte. Als er aber sah, dass Peisistratos keineswegs an einer Kooperation interessiert war, schloss er sich wieder mit Lykurg zusammen, um Peisistratos erneut vom "Thron" zu stoßen.
An dieser Stelle wird die innere Stasis der Aristokratie sehr deutlich sichtbar. Michael Stahl sagt dazu, dass die Tyrannis als die letzte Konsequenz der Auseinandersetzung der oberen Bevölkerungsschicht anzusehen sei, wobei aber nicht aus jeder Stasis zwangsläufig eine Tyrannis entstehen müsse.
Während des Archontats des Philoneos, welches ungefähr im Jahre 528 gewesen sein durfte, starb Peisistratos, und seine Macht ging an seine Söhne Hippias und Hipparchos über. Unter deren Herrschaft wurden die Grenzen der Tyrannis immer deutlicher, bis schließlich um 514 Hipparchos einem Anschlag zum Opfer fiel. Allmählich konnten die Gegner der Peisitradiden wieder die Oberhand gewinnen und schließlich gelang es den Alkmeoniden mit Unterstützung des Spartanerkönigs Kleomenes, den Tyrannensohn Hippias aus Athen zu vertreiben. Hippias soll laut Herodot noch während der Perserkriege eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben, da die Perser ihn wieder als Tyrannen über Attika einzusetzen gedachten.
Wenn man nun von den beiden ersten Versuchen des Peisistratos absieht, dauerte die Tyrannis der Peisistratiden ungefähr eine Generation, genauer gesagt vom Jahre 546 bis 510. In einer solchen Zeitspanne werden unabstreitbar gewisse innerstaatliche Entwicklungsschritte in Gang gesetzt, die erst in späteren Jahren rückblickend gedeutet werden können. Wie bereits in der Leitfrage erwähnt wurde, soll eine solche Entwicklung, nämlich inwieweit die Tyrannis als Sprungbrett für die Demokratie gelten kann, nun näher untersucht werden.
 

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