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Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
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Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06) |
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Spree, Reinhard
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Vom Armenhaus zur Gesundheitsfabrik. Der Krankenhauspatient in Vergangenheit und Gegenwart [*]
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Daß sich die Verhältnisse im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert deutlich veränderten, soll Tabelle 3 zum Ausdruck bringen. Um mit der Krätze zu beginnen: Sie spielte während des frühen 20. Jahrhunderts mit einer Inzidenz von 3% bis 4% bei Krankenhauspatienten nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Krankheitsspektrum dominierten die Infektionskrankheiten, unter denen wiederum die zuvor als Krankheit des Respirationssystems ausgewiesene Lungen-Tuberkulose ein besonderes Gewicht besaß. Das zweithöchste Gewicht hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Verletzungen und Unfälle, gefolgt von den Krankheiten der Verdauungsorgane. Die letzteren wurden sogar bis zum Beginn der 1920er Jahre immer bedeutsamer und rangierten hinter den Infektionskrankheiten auf Platz zwei. |
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Ein Blick auf die letzte Spalte von Tabelle 3 ergibt, daß sich bis in die Gegenwart starke Veränderungen des Krankheitsspektrums in den Allgemeinen Krankenhäusern durchgesetzt haben. Heutzutage dominieren Krankheiten der Kreislauforgane, die noch zu Beginn des Jahrhunderts eine ganz untergeordnete Rolle im Krankenhaus spielten; ihr Gewicht hat sich seitdem verfünffacht. Es folgen die Neubildungen, also vor allem Krebs, deren Bedeutung sich während des 20. Jahrhunderts ebenfalls fast verfünffacht hat. Platz drei besetzen inzwischen die Krankheiten des Nervensystems, fast zur Hälfte psychiatrische Krankheiten, deren Gewicht sich seit den 1920er Jahren verdoppelt hat. Erst dann folgen auf Platz vier Verletzungen und Unfällen, deren Gewicht gegenüber dem frühen 20. Jahrhundertetwas zurückgegangen ist. Abgenommen hat auch das Gewicht der Krankheiten der Verdauungsorgane, speziell gegenüber den frühen 1920er Jahren, wenngleich sie immer noch den fünften Rang einnehmen. Interessant erscheint darüber hinaus der rasante Bedeutungsverlust der Infektionskrankheiten, die heute kaum noch stationär behandelt werden müssen, während das stark gewachsene Gewicht der Entbindungen auf den Rückgang der Hausgeburten verweist. |
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Faßt man die in Tabelle 3 sichtbar werdenden Tendenzen zusammen, so fügen sie sich in das Konzept des sog. Epidemiologischen Übergangs ein: Rückgang der akuten und chronischen Infektionskrankheiten, langfristige Zunahme der durch gesellschaftliche Umstände und durch individuelle Lebensführung verursachten oder zumindest stark beeinflußten Krankheiten. Damit ist aber zugleich angedeutet, daß das Krankenhaus während des 20. Jahrhunderts zunehmend weniger eine spezifische Population aus der Gesamtbevölkerung selektierte, vielmehr dürften alle Schichten der Bevölkerung angemessen unter den Patienten repräsentiert sein. Das Allgemeine Krankenhaus ist eben nicht mehr eine Unterschichten-Institution. Deshalb entspricht das Krankheitsspektrum im Krankenhaus annähernd dem Morbiditäts-Spektrum in der Bevölkerung (was für das 19. Jahrhundert wohl keineswegs angenommen werden darf; allerdings fehlen halbwegs zuverlässige Informationen über die Verteilung von Krankheiten in der Bevölkerung). Daß dennoch zunehmend Differenzen zwischen dem Morbiditäts-Spektrum der Bevölkerung und dem der Krankenhauspopulation auftreten werden, hat seine Ursache nicht in einer schichtspezifischen Selektion des Krankenhauses, sondern in der wachsenden Überrepräsentation älterer Menschen. |
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