Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Schnupp, Stefan

 
 

König Maximilian II. von Bayern. Seine Persönlichkeit und seine Einflussnahme auf die bayerische Politik

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2. Förderung von Wirtschaft, Wissenschaft und Künsten

Von Industrieller Revolution war Bayern 1848 noch weit entfernt [32]. Ludwig I. hatte nur das kleine Gewerbe und besonders das Kunsthandwerk gefördert, dadurch war Bayern ein Absatzmarkt für die englische Massenproduktion, was wiederum in Bayern zur Massenarbeitslosigkeit führte.
Maximilian stand den technischen Neuerungen der Zeit weitaus aufgeschlossener gegenüber als sein Vater. Er unterstützte die Industrielle Revolution auch aus sozialpolitischen Gründen, denn sie bedeutete die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Dabei diente ihm England als Vorbild.
Die Weltausstellung 1851 in London  war Vorbild für die Industrieausstellung 1854 in München, zu der er den berühmten Glaspalast erreichten ließ. Die Ausstellung wurde ein Erfolg und sorgte für Aufschwung. Außerdem wurde in Bayern der Ausbau des Eisenbahnnetzes vom Staat betrieben, was die Vorteile einer einheitlichen Spurweite und eines besseren Streckenverlaufs mit sich brachte. Unter seine Regierungszeit fielen auch die Gründungen verschiedener Fabriken, von denen BASF und MAN noch heute bekannt sind.
Auf dem Gebiet der Kunst [33] musste Maximilian in die Fußstapfen seines Vaters treten, der vor allem München durch seine Bauprojekte seinen Stempel aufdrückte. Ähnlich seinem Vater ließ er eine große Prachtstraße planen, die bis 1874 durch Friedrich Bürklein im neogotischen Stil errichtet wurde, die heutige Maximiliansstraße. Dort wurde ein Gebäude für das von Maximilian 1854 gegründete Bayerische Nationalmuseum erbaut, das einen Großteil der Wittelsbachischen Kunstsammlungen beherbergte. Außerdem entstand als Abschluss der Straße das Maximilianeum, heute als Sitz des Landtages bekannt. Dieses war und ist eigentlich eine Bildungsstätte für bayerische Eliteschüler und wurde aus dem Privatvermögen des Königs finanziert.
Neben der Architektur wollte der Monarch auch das geistige Leben fördern, wobei Maximilian mit dem Aufbau eines Literatenkreises mehr Erfolg vergönnt war, als seinem Vater. Die berühmtesten Literaten waren Emanuel Geibel und Paul Heyse. Sie gründeten mit anderen die "Gesellschaft der Krokodile". In München wurden sie aber als "Nordlichter" beschimpft und daher nie richtig heimisch, weshalb sich die Gesellschaft bald nach Maximilians Tod wieder auflöste.
Mehr Erfolg hatte Maximilian auf dem Gebiet der Wissenschaft [34]. Nach seiner Ansicht sollte die Wissenschaft nicht nur Erfolge liefern, sondern auch der Bevölkerung zu Gute kommen. So urteilte der Volkskundler Wilhelm Riehl:

"Sein Ehrgeiz war es, auf jeglichen Geistesgebiet anzuregen und aus dem Vollen und Ganzen heraus das Gesamtleben des Volkes zu höherer Reife emporzuführen." [35]

Besonders interessierte er sich dabei für die Geschichtsschreibung. Sein Freund Leopold von Ranke lehnte einen Umzug nach München ab und schlug stattdessen seinen Schüler Heinrich von Sybel für eine Professur vor. Dieser gründete das Historische Seminar der Universität München, musste aber 1861 wegen deutlicher Unterstützung der Kleindeutschen Lösung wieder gehen. Daneben gründete Maximilian 1858 die historische Kommission, als Teil der bayerischen Akademie der Wissenschaften. Daneben wurde der schon zitierte Wilhelm Riehl nach München berufen.
Neben der Geschichtswissenschaft wurden auch die Naturwissenschaften sehr gefördert. Dabei sind besonders Namen wie Max von Pettenkofer und Justus von Liebig zu erwähnen. Aber auch die Wissenschaftler wurden selten in München heimisch und blieben einzig wegen der Person Maximilians. Dieser lud sie einmal wöchentlich zu sogenannten "Symposien"[36] ein, wissenschaftliche Vorträge mit anschließender Diskussion. Dazu wurden auch Reisende, die in München Station machten, eingeladen, wie Hans Christian Andersen, Theodor Fontane oder Fürst Pückler-Muskau. Der Historiker Eberhard Weis sagte über Maximilian II.:

"Kein bayerischer Herrscher hat der Wissenschaft ein derartiges Verständnis entgegengebracht wie Maximilian II." [37]

 

Fussnote(n):
[32] Schäfer Max II., S. 119-126 und 133-144.
[33] Ebd. S.77-102.
[34] Ebd. S. 127-133 u. Hubensteiner Bay. Geschichte,S. 413-415
[35] Schäfer Max II. , S. 127.
[36] Dirrigl Max II., S. 543-545.
[37] Schäfer Max II. , S. 131.

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