Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07)
 

Zarka, Attila

 
 

Geschichte als Geschichte

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Aventinus
Welche Charakterzüge muß eine historische Person mitbringen, um für einen historischen Roman interessant zu sein? Wie wählen Sie diese Figuren aus?

 

 

Tanja Kinkel
Es gibt kein allgemeines Rezept. Ich habe Romane gelesen, die sich Personen vornahmen, deren Leben an sich hätte spannend sein müssen, doch es fertig brachten, besagtes Leben auf langweilige Weise zu erzählen, und Romane, die sich Personen vornahmen, von denen wenig mehr als ein Lexikoneintrag bekannt ist, und sie ungeheuer lebendig machten. Ich selbst neige zu kontroversen Personen, doch nicht ausschließlich, und ich versuche auch, mich nicht zu wiederholen. Die Heldin meines ersten Romans, Byrons Schwester Augusta, hat mit der meines zweiten Romans, Eleonore von Aquitanien, gemein, daß sie verheiratet waren und mehrere Kinder in die Welt setzten. Ansonsten hätten sie unterschiedlicher nicht sein können, nicht nur von ihrem Status und Hintergrund, sondern auch von ihrer Persönlichkeit. Augusta war alles andere als eine Rebellin, zu gutmütig für ihr eigenes Wohl, und hat in ihrem Leben nie etwas historisch Bedeutendes getan – und dennoch ist sie immer noch eine meiner liebsten Persönlichkeiten.

 

 

Ulrike Schweikert
Ich schreibe nicht über historische Persönlichkeiten. Ich schreibe über Zeitphänomene oder Orte, über die Hexenverfolgung, das Leben der Frauen auf einer mittelalterlichen Burg, den Bauernkrieg, Ritterorden oder Pilger im Mittelalter nach Santiago. Meine Hauptfiguren, die durch das Thema und den Roman führen, sind erfunden. Mich reizt es bisher nicht, mich den großen historischen Persönlichkeiten anzunehmen.

 

 

Aventinus
Welcher historischen Figur, aus Ihren Romanen fühlen Sie sich besonders verbunden?

 

 

Tanja Kinkel
Ich hänge an allen, natürlich in unterschiedlichen Graden. Vielleicht Marie D’Aguillon, Richelieus Nichte aus den „Schatten von La Rochelle“.

 

 

Ulrike Schweikert
Ich finde Anna Büschler beeindruckend. Eine Frau aus dem 16. Jahrhundert, die als ledige junge Frau zwei Liebhaber hatte, sich gegen ihren beherrschenden Vater auch vor Gericht gewehrt und um ihre Rechte gekämpft hat. Leider war ihr Erfolg nicht sehr groß, sie wurde vom Vater gefangen gehalten und monatelang an einen Tisch gekettet – was die anderen Ratsherren der Stadt sehr wohl wussten. Sie kämpfte bis zu ihrem Lebensende und starb arm und verbittert.

 

  Aventinus
Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus? Werden Sie bei den historischen Romanen bleiben?
 

 

Tanja Kinkel
Ich werde immer wieder zu ihnen zurückkehren, mit gelegentlichen Ausflügen in die Gegenwart wie „Götterdämmerung“ oder in die Fantasy wie „Der König der Narren“ zwischendurch. An meinem nächsten Projekt arbeite ich gerade, bin jedoch abergläubisch und möchte daher nichts darüber verraten.

 

 

Ulrike Schweikert
Ich werde weiterhin alle zwei bis drei Jahre einen historischen Roman schreiben. Daneben werde ich verstärkt auch Jugendromane schreiben – historische und Fantasy. Und vielleicht den ein oder anderen Krimi.

 

 

Aventinus
Würden Sie im nachhinein gerne Geschichte studiert haben?

 

 

Tanja Kinkel
Nein. Jeder Mensch braucht einen von keinerlei Pflichtgefühlen belasteten Bereich, dem nur seine Leidenschaft gilt.

 

 

Ulrike Schweikert
Manches Mal denke ich schon, dass es mir Vorteile bringen würde. Vor allem, dass ich kein Latein gelernt habe, bedauere ich oft. Anderseits muss man für jeden historischen Roman recherchieren und sich die lokalen Details dieser Zeit zusammensuchen. Viel wichtiger für diese Arbeit ist, dass man gelernt hat wissenschaftlich zu arbeiten, und das habe ich während meines Geologiestudiums auch.

 

  Aventinus bedankt sich recht herzlich bei Tanja Kinkel, Ulrike Schweikert und Thimothy Sonderhüsken für die Zusammenarbeit und den Einblick in die Entstehung von historischen Romanen.  

 
Infos Weiterführende Informationen, wie auch Bibliographien können auf folgenden Internetseiten eingeholt werden.

http://www.tanja-kinkel.de

http://www.ulrike-schweikert.de

http://www.droemer-knaur.de
 

 
Empfohlene Zitierweise:

Zarka, Attila: Geschichte als Geschichte, in: Aventinus. Die Historische Internetzeitschrift von Studenten für Studenten [Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07],
www.aventinus.geschichte.uni-muenchen.de/index.php?ausg=3&id=68&subid=49
[Letzter Aufruf am xx.xx.xxxx]

 

Zarka, Attila

10.09.1977
studiert Mag. AG, BG, VFG seit WiSe 01/02
Chefredakteur von Aventinus

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