Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06)
 

Zarka, Attila

 
 

Die Tyrannis der Peisitratiden

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Die Machtsicherung der Peisitratiden

 
  Wenn man Herodot Glauben schenken möchte, so muss man davon ausgehen, dass eine Großteil der Aristokratie nach der erfolgreichen Installierung der Tyrannis durch Peisistratos aus Athen geflüchtet ist. Der neue Alleinherrscher musste nun verschiedene Wege finden, um die Macht der Aristokratie weiter zu schwächen. Als ganz nahe liegend erscheint in diesem Falle die Kontrolle der für die Oberschicht zugänglichen Ämter. Inwieweit er tatsächlich in die Polisordnung eingriff, wird aus den Hauptquellen nicht ersichtlich. Aber sowohl Hölkeskamp als auch Stahl gehen davon aus, dass Peisistratos wohl in einem erheblichen Umfang die Besetzung der Jahresbeamten kontrollierte.  

  Doch Peisistratos dürfte wohl noch weiter gegangen sein. Er musste versuchen, die lokalen Bindungen des Demos an einen Aristokraten dermaßen einzuschränken, dass jegliche Revolte gegen seine Person immer unwahrscheinlicher wurde.
Zu diesem Zwecke dürfte er auch die bei Aristoteles erwähnten Demenrichter eingesetzt haben. Welche genaue Funktion dieses außergerichtliche Gremium besaß, wird nicht beschrieben. Es ist aber davon auszugehen, dass Peisistratos vor allem die vorstaatliche, aristokratisch geprägte Form der  Rechtsprechung in den einzelnen Demen zu verhindern suchte. Zum einen konnte er auf diese Weise als der legitime Nachfolger Solons auftreten, da er den Zugang zu dessen Reformen einer breiten Schicht ermöglichte. Zudem wurde hier die Abhängigkeit des Demos zu lokal herrschenden Aristokraten weiter abgebaut. Aber Peisistratos nutzte viele Möglichkeiten, die untere Bevölkerungsschicht zu emanzipieren:
 

 
[...] insbesondere lieh er Bedürftigen Geld für die Produktion, damit sie auf Dauer von der Landwirtschaft leben konnten. Das tat er aus zwei Gründen, nämlich damit sie nicht in der Stadt herumlungerten, [...]. Zugleich kam es ihm zugute, dass infolge der extensiven Bewirtschaftung des Landes auch seine Einnahmen höher wurden, denn von den Ernteerträgen zog er den Zehnten ein.
 
    Arist. Ath. Pol. 16,2-4.  

  Auf diese Weise erreichte Peisistratos eine gewollte Identifikation des Demos mit seiner Person und somit auch mit der Polis Athen. Dadurch konnte mit der Zeit ein Polisbewusstsein und eine Poliszugehörigkeit in der Masse wachsen. Und genau diese Faktoren wurden zu tragenden Stützen für die keimende Demokratie am Anfang des fünften Jahrhunderts.
Zweifelsohne war Peisistratos der mächtigste Mann in Athen. Mit dieser Funktion waren aber auch eine Menge Verpflichtungen verbunden, die er zu erfüllen hatte. Jegliche Staatsausgabe, die zuvor eine Gruppe von Aristokraten übernommen hatte, lastete nun auf den Schultern des Tyrannen.
 

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