Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Hofmann, Andreas C.

 
 

Studium, Universität und Staat in Bayern 1825 bis 1848.Eine Skizze der Universitätspolitik Ludwigs I.[*]

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Einleitung

 
 

Der bayerische König Ludwig I. stellt eine in der Forschung viel beachtete aber trotzdem undurchsichtige Herrscherpersönlichkeit dar. Er entwickelte sich von dem Paradekonstitutionalisten, welcher er bis in seine frühen Regierungsjahre war, zu einem autokratisch regierenden Herrscher, dessen Königtum schließlich in dem "Trauerspiel" (H. Gollwitzer) der Lola-Montez Affäre endete. Die Motive dieser Wandlung zu klären ist nicht Aufgabe dieses Beitrages. Der folgende Artikel möchte vielmehr am Beispiel der Universitätspolitik Ludwigs I. skizzieren, auf welche Weise sich seine unterschiedlichen Herrschaftsgrundsätze auf einzelne Politikbereiche auswirkten.

Die Gliederung folgt hierbei den unterschiedlichen Phasen im politischen Leben Ludwigs I. und versucht zugleich seine Gesinnungswandel darzustellen. Abschnitt 1 schildert einführend die von der Aufklärung geprägte Universitätspolitik seines Vaters Max I. Josephs. Abschnitt 2 skizziert die ersten Regierungsjahre Ludwigs I. von 1825 bis 1832 - seine liberale Phase -, während welcher er begann, das universitätspolitische Programm seiner Kronprinzenzeit umzusetzen. Abschnitt 3 stellt die restriktiven Hochschulgesetze nach seiner politischen Wende 1830/32 dar. Abschließend werden die besonderen Verhältnisse der Jahre 1847/48 behandelt, die schließlich in seinem Rücktritt gipfelten. Die Skizze orientiert sich hierbei exemplarisch an den Verhältnissen an der Ludwig-Maximilians-Universität in Landshut bzw. seit 1826 in München, da dies die signifikantesten Ergebnisse verspricht.

Bisherige Beiträge zur Universitätspolitik dieser Zeit folgten meist anderen Erkenntnisinteressen. Max HUBER widmet sich dem Verhältnis zwischen Staat und Hochschule entlang der Geschichte der Ludovico Maximilianea im Vormärz, mußte die Druckfassung seiner Dissertation allerdings gekürzt veröffentlichen, weshalb sie nur die Jahre 1819 bis 1832 behandelt.[1] Entlang einer Chronologie der Innenminister skizziert Ursula HUBER das Verhältnis zwischen Regierung und Universität. Ihre Dissertation bietet eine auf umfangreicher Quellenarbeit aufbauende - allerdings nicht immer verständliche - Fülle an Details.[2] Eigene Kapitel zur Hochschulgesetzgebung bieten Hedwig DICKERHOF-FRÖHLICH in ihrer Darstellung zur Geschichte des historischen Studiums in München und Stefanie SEIDEL-VOLLMANN in ihrer Geschichte der Romanischen Philologie an der Münchener Universität.[3] Außerdem enthalten einschlägige Biographien zu Ludwig I. relevante Informationen. Hier seien exemplarisch das Monumentalwerk Heinz GOLLWITZERS und die mehrmals neu aufgelegte Biographie Egon CORTIS genannt.[4] An gedruckten Quellen helfen vor allem Harald DICKERHOFS Dokumente zur Studiengesetzgebung und die Verordnungssammlung Georg DÖLLINGERS, die damalige Universitätslandschaft zu verstehen.[5] Einen Blick hinter die Kulissen gewähren weitere Quellengattungen wie die Sammlung der Signate Ludwigs I. und die Tagebücher des Münchener Professors Andreas Schmeller.[6]

 

Fussnote(n):
[*] Dieser Beitrag möchte eine prägnante Skizze zur Universitätspolitik Ludwigs I. geben, weshalb auf eine Einführung der Grundlagen des Universitätswesens der damaligen Zeit verzichtet wird. Es versteht sich, daß ein umfassender Überblick den Rahmen eines Kurzbeitrages sprengen würde.
[1] Max Huber: Ludwig I. von Bayern und die Ludwig-Maximilians-Universität in München (1826-1832). Würzburg 1939.
[2] Ursula Huber: Universität und Ministerialverwaltung. Die hochschulpolitische Situation der Ludwig-Maximilians-Universität München während der Ministerien Oettingen-Wallerstein und Abel (1832-1847) (=Ludovico Maximilianea: Forschungen Bd. 12). Berlin 1987.
[3] Stefanie Seidel-Vollmann: Die romanische Philologie an der Universität München (1826-1913). Zur Geschichte einer Disziplin in ihrer Aufbauzeit (=Ludovica Maximilianea: Forschungen Bd. 8). Berlin 1977, insbes. S. 99-120; Hedwig Dickerhof-Fröhlich: Das historische Studium an der Universität München im 19. Jahrhun-dert. München 1979, insbes. S. 9-44; für einen kursorischen Gesamtüberblick Harald Dickerhof: Bildung und Ausbildung im Programm der bayerischen Universitäten im 19. Jahrhundert, in: Historisches Jahrbuch 95 (1975), S. 142-169.
[4] Heinz Gollwitzer: Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz. Eine politische Biographie. 2. Aufl. München 1987, ND 1997; Egon Caesar Conte Corti: Ludwig I. von Bayern. Ein Ringen um Freiheit, Schönheit und Liebe. München 51942 [mittlerweile 7., neu bebild. u. gekürzt. Aufl. 1979].
[5] Georg Döllinger (Hrsg.): Sammlung der im Gebiete der inneren Staatsverwaltung des Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen, Bd. 9: Unterricht und Bildung. München 1838; Friedrich Strauß (Hrsg.): Fortgesetzte Sammlung der im Gebiete der inneren Staatsverwaltung des Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen von 1835-1852, Bd. 4 (=Döllinger'sche Sammlung Bd. 24): Unterricht und Bildung. München 1852 [fortan: Döllinger / Strauß: Sammlung]; Harald Dickerhof (Bearb.): Dokumente zur Studiengesetzgebung in Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (=Ludovico Maximilianea: Quellen Bd. 2). Berlin 1975.
[6] Andreas Kraus (Hrsg.): Signate König Ludwigs I. (=Materialien zur bayerischen Landesgeschichte Bde. 1-6 u. 12), ausgew. u. eingel. von Max Spindler. 6 Bde. und 1 Reg.bd. München 1987-97 [fortan: Spindler / Kraus: Signate]; Johann Andreas Schmeller: Tagebücher 1801-1852, hrsg. v. Paul Ruf (=Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Bde. 47-48a). 2 Bde. u. 1 Reg. bzw. Anm.bd. München 1954-1957.

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