Der bayerische König Ludwig I. stellt eine in der Forschung viel beachtete aber trotzdem undurchsichtige Herrscherpersönlichkeit dar. Er entwickelte sich von dem Paradekonstitutionalisten, welcher er bis in seine frühen Regierungsjahre war, zu einem autokratisch regierenden Herrscher, dessen Königtum schließlich in dem "Trauerspiel" (H. Gollwitzer) der Lola-Montez Affäre endete. Die Motive dieser Wandlung zu klären ist nicht Aufgabe dieses Beitrages. Der folgende Artikel möchte vielmehr am Beispiel der Universitätspolitik Ludwigs I. skizzieren, auf welche Weise sich seine unterschiedlichen Herrschaftsgrundsätze auf einzelne Politikbereiche auswirkten.
Die Gliederung folgt hierbei den unterschiedlichen Phasen im politischen Leben Ludwigs I. und versucht zugleich seine Gesinnungswandel darzustellen. Abschnitt 1 schildert einführend die von der Aufklärung geprägte Universitätspolitik seines Vaters Max I. Josephs. Abschnitt 2 skizziert die ersten Regierungsjahre Ludwigs I. von 1825 bis 1832 - seine liberale Phase -, während welcher er begann, das universitätspolitische Programm seiner Kronprinzenzeit umzusetzen. Abschnitt 3 stellt die restriktiven Hochschulgesetze nach seiner politischen Wende 1830/32 dar. Abschließend werden die besonderen Verhältnisse der Jahre 1847/48 behandelt, die schließlich in seinem Rücktritt gipfelten. Die Skizze orientiert sich hierbei exemplarisch an den Verhältnissen an der Ludwig-Maximilians-Universität in Landshut bzw. seit 1826 in München, da dies die signifikantesten Ergebnisse verspricht.
Bisherige Beiträge zur Universitätspolitik dieser Zeit folgten meist anderen Erkenntnisinteressen. Max HUBER widmet sich dem Verhältnis zwischen Staat und Hochschule entlang der Geschichte der Ludovico Maximilianea im Vormärz, mußte die Druckfassung seiner Dissertation allerdings gekürzt veröffentlichen, weshalb sie nur die Jahre 1819 bis 1832 behandelt.[1] Entlang einer Chronologie der Innenminister skizziert Ursula HUBER das Verhältnis zwischen Regierung und Universität. Ihre Dissertation bietet eine auf umfangreicher Quellenarbeit aufbauende - allerdings nicht immer verständliche - Fülle an Details.[2] Eigene Kapitel zur Hochschulgesetzgebung bieten Hedwig DICKERHOF-FRÖHLICH in ihrer Darstellung zur Geschichte des historischen Studiums in München und Stefanie SEIDEL-VOLLMANN in ihrer Geschichte der Romanischen Philologie an der Münchener Universität.[3] Außerdem enthalten einschlägige Biographien zu Ludwig I. relevante Informationen. Hier seien exemplarisch das Monumentalwerk Heinz GOLLWITZERS und die mehrmals neu aufgelegte Biographie Egon CORTIS genannt.[4] An gedruckten Quellen helfen vor allem Harald DICKERHOFS Dokumente zur Studiengesetzgebung und die Verordnungssammlung Georg DÖLLINGERS, die damalige Universitätslandschaft zu verstehen.[5] Einen Blick hinter die Kulissen gewähren weitere Quellengattungen wie die Sammlung der Signate Ludwigs I. und die Tagebücher des Münchener Professors Andreas Schmeller.[6]