Der Konflikt zwischen Kastilien und Katalonien
Die
Auseinandersetzung zwischen Kastilien - auf der zentralspanischen Hochebene
gelegen - und Katalonien an der Mittelmeerküste ist so alt wie ihre
Nationalgeschichte selbst. Spanien selbst wurde Ende des 15. Jahrhundert unter
Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon geeint. Katalonien wurde 1714
unterworfen und dem spanischen Königreich einverleibt. Dieses zentralistisch
ausgerichtete Königtum war stets darauf bedacht, Minderheiten klein zu halten -
wie die Katalanen oder die Basken. Diese Politik wurde sowohl unter den
Diktaturen von Miguel Primo de Rivera (1923-30) als auch von Francisco Franco
(1939-75) fortgesetzt. Während der Zweiten Republik (1931-36) gewannen
katalanische Parteien an Einfluss. Barcelona war nach dem franquistischen Aufstand
bis Anfang 1939 Sitz der republikanischen Regierung, wogegen das „rote Madrid“
den faschistischen Truppen bis zum Ende des Bürgerkriegs Widerstand leistete.
Nach dem Tod
Francos wurde Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie unter dem König Juan
Carlos I. Dieser leitete den vorsichtigen Übergang zur Demokratie ein und in der
neuen Verfassung von 1978 und dem Statut von Katalonien (die
Quasi-Verfassung des Landes) wurden bestimmte Rechte festgesetzt. Das
Katalanische (català) ist eine der fünf offiziellen Landessprachen neben
Spanisch (castellano), Baskisch (euskera), Galizisch (gallego) und Valenzianisch
(valencià). Es ist eine romanische Sprache mit eigenständiger Grammatik und
wird von acht Millionen Katalanen gesprochen und weiteren vier Millionen Personen
verstanden. In verschiedenen Abwandlungen wird Katalanisch in Katalonien, in
der Region von Valencia und auf den Balearen gesprochen. Allerdings stufen
manche Spanier das Katalanische gerne auf den Status eines Dialekts herunter,
was sich als Vorurteil vor allem im ländlich geprägten Andalusien hält.
Im Jahr 2006 wurde
mit der Reform des Statuts ein mehrjähriger Streit um die Zukunft Kataloniens zu
Teilen beigelegt. Die an sich schon wohlhabende Region hat von nun an noch weiter
reichende Rechte bei der Finanzverwaltung. Der umstrittenste Punkt des Status
war die Neufassung der Präambel, in welcher Katalonien jetzt als Nation
bezeichnet wird. Hierin sahen viele Leute den ersten Schritt zu einer Unabhängigkeit
Kataloniens und es fanden im ganzen Land im Vorfeld der Ratifizierung äußerst
kontroverse Diskussionen der beiden Positionen statt.
Bei den Wahlen
zur Generalität, dem Landesparlament, konnte am 1. November 2006 zwar die
katalanisch-nationalistische Convergència i Uniò (CiU) mit über 30% die
meisten Sitze erringen, jedoch fanden diese keinen Koalitionspartner. Die neue
Regierung wird sich auf eine Koalition aus Sozialisten, Linken und Grünen
stützen, welche vor den Wahlen die Zugehörigkeit zu Spanien bekräftigt haben. Wie
die katalanische Frage allerdings in einer Generation beantwortet werden wird,
steht heute absolut offen.
Das gegenseitige, allgegenwärtige Feindbild zwischen Kastilien und
Katalonien äußert sich am deutlichsten zweimal im Jahr bei den Spielen von Real
Madrid gegen FC Barcelona. Der Ausgang dieser Begegnungen ist für die
Kontrahenten und ihre Fans wichtiger als die Meisterschaft in der spanischen
Liga. Bereits Wochen vor der Begegnung ist geht die Berichterstattung zum Spiel
los, man spricht in der Regel nur von „dem Klassiker“. |