Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07)
 

de la Camp, Vera und Wallner, Mike

 
 

Erasmus in Spanien – ein Augenzeugenbericht

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Landschaft und Klima

Entgegen der Vorstellung einiger Deutscher, dass ganz Spanien das komplette Jahr über  ein Land der Sonne und der milden Temperaturen ist, gibt es verschiedene Klimazonen mit deutlichen Niederschlagsunterschieden. So ist beispielsweise das Klima im Nordwesten durch die raue Atlantikküste geprägt und somit sind Galizien und Asturien durch häufige Regenfälle sehr fruchtbar. Zentralspanien, also auch Madrid, ist dagegen durch mehrere Bergketten umgeben, wodurch die Sommer extrem heiß und trocken sind. Mehrere Monate ohne Regen und täglich 40 Grad sind im Sommer eher der Regelfall als die Ausnahme. Mitte Oktober diesen Jahres gab es in Madrid den ersten bedeutenden Regen nach dem vergangenen Sommer. Nach ein paar Tagen Regen hatte sich die Natur von der anfangs gelb-grauen Landschaft zu einem schönen Grün entwickelt. Trotzdem sind die Wasserreservoire nicht einmal bis zur Hälfte gefüllt. Um den Bürgern den Ernst der Lage zu verdeutlichen, hat die Stadtverwaltung von Madrid vergangenen Frühling während der Karwoche im katholischen Spanien die Springbrunnen für mehrere Tage abgedreht.

Im Winter fallen die Temperaturen dann zwar bis auf null Grad, aber Niederschläge sind trotzdem nicht allzu häufig. Das Land erlebt seit zwei Jahren eine Phase der Trockenheit. Somit droht das Land weiter zu veröden und die landwirtschaftliche Existenz ganzer Landstriche ist – im günstigeren Fall – zumindest bedroht. Daran konnten bisher auch Kampagnen zum Wassersparen und die Thematisierung in den Medien nichts ändern.
 

 

Der Konflikt zwischen Kastilien und Katalonien

Die Auseinandersetzung zwischen Kastilien - auf der zentralspanischen Hochebene gelegen - und Katalonien an der Mittelmeerküste ist so alt wie ihre Nationalgeschichte selbst. Spanien selbst wurde Ende des 15. Jahrhundert unter Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon geeint. Katalonien wurde 1714 unterworfen und dem spanischen Königreich einverleibt. Dieses zentralistisch ausgerichtete Königtum war stets darauf bedacht, Minderheiten klein zu halten - wie die Katalanen oder die Basken. Diese Politik wurde sowohl unter den Diktaturen von Miguel Primo de Rivera (1923-30) als auch von Francisco Franco (1939-75) fortgesetzt. Während der Zweiten Republik (1931-36) gewannen katalanische Parteien an Einfluss. Barcelona war nach dem franquistischen Aufstand bis Anfang 1939 Sitz der republikanischen Regierung, wogegen das „rote Madrid“ den faschistischen Truppen bis zum Ende des Bürgerkriegs Widerstand leistete.

Nach dem Tod Francos wurde Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie unter dem König Juan Carlos I. Dieser leitete den vorsichtigen Übergang zur Demokratie ein und in der neuen Verfassung von 1978 und dem Statut von Katalonien (die Quasi-Verfassung des Landes) wurden bestimmte Rechte festgesetzt. Das Katalanische (català) ist eine der fünf offiziellen Landessprachen neben Spanisch (castellano), Baskisch (euskera), Galizisch (gallego) und Valenzianisch (valencià). Es ist eine romanische Sprache mit eigenständiger Grammatik und wird von acht Millionen Katalanen gesprochen und weiteren vier Millionen Personen verstanden. In verschiedenen Abwandlungen wird Katalanisch in Katalonien, in der Region von Valencia und auf den Balearen gesprochen. Allerdings stufen manche Spanier das Katalanische gerne auf den Status eines Dialekts herunter, was sich als Vorurteil vor allem im ländlich geprägten Andalusien hält.

Im Jahr 2006 wurde mit der Reform des Statuts ein mehrjähriger Streit um die Zukunft Kataloniens zu Teilen beigelegt. Die an sich schon wohlhabende Region hat von nun an noch weiter reichende Rechte bei der Finanzverwaltung. Der umstrittenste Punkt des Status war die Neufassung der Präambel, in welcher Katalonien jetzt als Nation bezeichnet wird. Hierin sahen viele Leute den ersten Schritt zu einer Unabhängigkeit Kataloniens und es fanden im ganzen Land im Vorfeld der Ratifizierung äußerst kontroverse Diskussionen der beiden Positionen statt.

Bei den Wahlen zur Generalität, dem Landesparlament, konnte am 1. November 2006 zwar die katalanisch-nationalistische Convergència i Uniò (CiU) mit über 30% die meisten Sitze erringen, jedoch fanden diese keinen Koalitionspartner. Die neue Regierung wird sich auf eine Koalition aus Sozialisten, Linken und Grünen stützen, welche vor den Wahlen die Zugehörigkeit zu Spanien bekräftigt haben. Wie die katalanische Frage allerdings in einer Generation beantwortet werden wird, steht heute absolut offen.

Das gegenseitige, allgegenwärtige Feindbild zwischen Kastilien und Katalonien äußert sich am deutlichsten zweimal im Jahr bei den Spielen von Real Madrid gegen FC Barcelona. Der Ausgang dieser Begegnungen ist für die Kontrahenten und ihre Fans wichtiger als die Meisterschaft in der spanischen Liga. Bereits Wochen vor der Begegnung ist geht die Berichterstattung zum Spiel los, man spricht in der Regel nur von „dem Klassiker“.
 

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