Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06)
 

Scherrer, Andreas

 
 

Warum heißt unsere Zeitung Aventinus?

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Der Universalgelehrte

 
  Sein Hauptwerk, die "Annales ducem Boiariae" - die "Jahrbücher der Herzöge Baierns" - entstand zwischen 1517 und 1522 und behandelt die Geschichte Baierns bis 1460.
Von diesem existiert auch eine volkstümliche, auf deutsch gehaltene Bearbeitung, die "Bairische Chronik" (1526 - 1533). Später lobte selbst Johann Wolfgang von Goethe dieses Werk, das sich durch eine unabhängige und freie Denkweise in klerikalen wie nationalen Fragen auszeichnet. Aventinus wurde dadurch einer der prägenden Autoren der deutschen Sprache. In der "Bairischen Chronik" spiegelt sich auch seine europäische Perspektive der Landesgeschichte wider, die bis heute für Landeshistoriker bestimmend ist.
Aventinus verfaßte auch die "Annales Schyrenses" (Scheyern) (1517), die "Altöttinger Chronik" (1519) und ein Werk über die "Ursachen des Türkenkrieges" (1526).
Die erste Landkarte Baierns stammt ebenfalls von Aventinus: er gab sie 1523 heraus. Es waren allerdings nur Ober- und Niederbaiern erfaßt - die Territorien seiner Auftraggeber und Förderer, der Wittelsbacher Herzöge aus der bairischen Linie. Die Oberpfalz gehörte zum Territorium der pfälzischen Linie der Wittelsbacher und blieb in Bayerns erster Karte unberücksichtig.
Auf philologischem Gebiet erforschte er antike Autoren, v.a. in der Benediktinerabtei zu St. Emmeram in Regensburg, gab Textsammlungen römischer Inschriften und anderer archäologischer Fundstücke heraus und verfaßte seine "Lateinische Grammatik", die "Grammatica nova fundamentalis" von 1512. Letztere hatte er während seiner Tätigkeit als Erzieher und Lehrer der Wittelsbacher Prinzen geschrieben. Später wurde die "Grammatica nova fundamentalis" zum Lehrbuch an der Ingolstädter Universität.
Aventinus war ein wahrer Universalgelehrter. Er verfaßte ein Lehrbuch über Musik, den "Abacus" im mathematischen Bereich und ein Werk über das römische Rechenwesen. Er beschäftigte sich auch mit der Ethnologie und gilt als einer der Väter dieser wissenschaftlichen Disziplin.
Viele Quellen sind uns heute nur durch Aventinus überliefert. Seine umfangreiche Materialiensammlung ist bislang noch nicht vollständig ausgewerteten worden.
 

 

Seine letzten Jahre...

 
  ... verbrachte er vorwiegend in Regensburg. Am Münchner Hof war er u.a. wegen seiner Sympathien für Martin Luther zusehends in Ungnade gefallen. Seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Reformation wird auch in seinem Verhältnis zu seinen Erziehern deutlich: Von der Zeit in der Mönchsschule der Karmeliter sprach Aventinus eher lieblos - der Strom der Zeit wendete sich gegen alles was eine Kutte hatte. Seine "Annales Boiorum" und die "Baierische Chronik" hatten einen teilweise papstkritischen Inhalt und wurden daher erst nach seinem Tod veröffentlicht. 1528 war er sogar, wegen angeblicher antikatholischer Propaganda in Abensberg verhaftet und erst nach elf Tagen, durch das Einschreiten des Kanzlers Leonhard von Eck, eines Jugendfreundes von Aventinus, wieder freigelassen worden. Dieser Vorfall prägte das weitere Leben von Aventinus; er zog sich immer öfter in die Reichsstadt Regensburg zurück. Gezeichnet von Resignation, Zurückgezogenheit und Krankheit heiratete er 1529 dort auch. Nach einem Hauskauf in Regensburg 1531 bemühte sich Aventinus um verschiedene Arbeitsstellen, ehe er 1532 nach mehrmaligen Angeboten von Leonhard von Eck einwilligte der Erzieher von dessen Sohn Oswald zu werden. Ein Jahr später ging Aventinus mit Oswald an die Universität in Ingolstadt. Als er an Weihnachten 1533 nach Regensburg zurückritt zog er sich eine Erkältung zu, die kurz darauf zu seinem Tod führte. In Regensburg verstarb Johannes Aventinus am 09. Januar des Jahres 1534 56jährig, ein Jahr nachdem er seine "Bairische Chronik" fertiggestellt hatte. Er wurde im Kloster St. Emmeram in Regensbug von den Benediktinermönchen begraben.  

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