Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Thun, Alexa

 
 

"Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt. Hoch die Republik!" König Ludwig III. und die Novemberrevolution in den Augen seiner Zeitgenossen

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  Wie wurde nun dieser Monarch von seinen Zeitgenossen in Zusammenhang mit der Revolution gesehen?
Arthur Achleitner, der selbst angibt, die Ereignisse von Ludwig persönlich berichtet bekommen zu haben, spricht der Regierung eine gewisse Schuld zu, da sie Ludwig nicht gewarnt hatte. Für ihn ist die Revolution offenbar nicht nachvollziehbar, er spricht vom "?wahnsinnig gewordene[n] München", die Revolutionäre sind für ihn "Narren und Raubgesellen", während der König ein "schlichter Held" und "Martyrerkönig" sei. Für Achleitner hatte eine Gruppe toll Gewordener den "alten armen König" gestürzt, und die Regierung dies zugelassen, da sie diesem nicht von den Entwicklungen im Inneren berichtet hatte. [6]
Auch Josef Sailer beschuldigt die Regierung, den König nicht hinreichend genug unterrichtet zu haben, obgleich er darin nicht den Grund für den Sturz der Monarchie sieht. Als Grund hierfür gibt Sailer einen Unmut des Volkes an, der vor allem mit dessen Friedenssehnsucht zusammengehangen habe. So kommt er zu dem Schluss: "Zwar steht außer allem Zweifel, daß der das veraltete System des Gottesgnadentums in einem Anprall hinwegfegende Revolutionssturm durch nichts aufzuhalten gewesen wäre, jedenfalls hätte man aber dem letzten Wittelsbacher einen anderen Abgang verschaffen können. Das wäre Pflicht seiner obersten Diener gewesen." [7]
Auch der Bayerische Kurier setzte sich mit dem Vorwurf auseinander, die Regierung habe es dem Monarchen nicht ermöglicht, auf den Unmut des Volkes rechtzeitig zu reagieren, indem sie Warnungen nicht weitergegeben habe. Dennoch druckt er auch Stellungnahmen der ehemaligen Minister ab, die diese Vorwürfe entschieden zurückweisen. [8]
Eine weitere Person stützt ebenfalls die These der zu Unrecht schweigenden Regierung: Der rechtsradikale Politiker und spätere NS-Reichsstatthalter Bayerns, Franz Ritter von Epp, ein entschiedener Gegner der revolutionären Bewegung in München. Die Hauptschuld am glatten Verlauf der Revolution gibt er allerdings der Münchener Garnison, die nicht für den Erhalt der Monarchie gekämpft habe. Seine Ausführungen zu Ludwig III. endet er mit der Bewertung: "König Ludwig schließt die Reihe der Wittelsbacher würdig und ehrenvoll ab; stets war er gewillt, wirklich volkstümlich zu regieren." [9]
Ob König Ludwig die Ereignisse tatsächlich in andere Bahnen hätte lenken können, wenn er über die Stimmung informiert worden wäre oder inwiefern er nicht ohnehin von den Entwicklungen etwas hätte mitbekommen können, wenn er die Augen dafür offen gehabt hätte, muss offen bleiben. Letztlich jedenfalls hatte er seinen Thron als erster Monarch im Deutschen Reich verloren.
 

Fussnote(n):
[6] Arthur Achleitner: Von der Umsturznacht bis zur Totenbahre. Die letzte Leidenszeit König Ludwigs III. München 1922, Zitate S. 17; 33; 9f; 34; 33.
[7] Josef Benno Sailer: Des Bayernkönigs Revolutionstage. Ein Beitrag zur Geschichte des Umsturzes in Bayern. München 1919, Zitat S. 23.
[8] König Ludwig III. und die Revolution. Hrsg. vom Bayerischen Kurier. München 1921.
[9] Franz Ritter von Epp: Ursachen, Verlauf und Lehren der Münchener Revolutionen. November 1918 bis Mai 1919. München 1919, Zitat S. 15.

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