"Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewußt. Unerhöhrtes ist geschehen. Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk, alles durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zu Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewußt! Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die Deutsche Republik!"[1] Während Philipp Scheidemann am 9. November spät mittags in Berlin die Republik ausrief, war in München bereits am Morgen des Vortages in den Münchener Neuesten Nachrichten die Proklamation der Republik in Bayern abgedruckt worden: "An die Bevölkerung Münchens! Das furchtbare Schicksal, das über das deutsche Volk hereingebrochen, hat zu einer elementaren Bewegung der Münchner Arbeiter und Soldaten geführt. Ein provisorischer Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat hat sich in der Nacht zum 8. November im Landtag konstituiert. Bayern ist fortan ein Freistaat. [...] Es lebe die bayerische Republik! Es lebe der Frieden! Es lebe die schaffende Arbeit aller Werktätigen!"[2] Im Laufe des Tages wurde darüberhinaus eine Proklamation öffentlich angeschlagen, die erklärte: "Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt. Es lebe die Republik!"[3] Ausgerechnet in Bayern war der erste Monarch gestürzt worden. In eben jenem Land, dessen Bürger bis heute das Andenken an "ihre" Wittelsbacher in unzähligen Büchern, Filmen oder Ausstellungen wahren und im Sommer zu Hunderten zu den ehemaligen königlichen Residenzen pilgern. Jenes Bayern, über das Gustav Noske rückblickend schrieb: "Wenn die Frage der Republik oder Monarchie im Gespräch theoretisch erörtert wurde, habe ich vor 1918 gesagt, wie man sich vorstelle, Bayern republikanisch machen zu wollen."[4] Im Gegensatz zu Wilhelm II. herrschte in Bayern ein beliebter, volksnaher Monarch, von dem August Bebel zehn Jahre vor der Revolution, als Wilhelm II. bereits Kaiser, Ludwig hingegen noch Prinz war, sagte: "Wenn wir eine Reichsverfassung hätten, nach der der Kaiser vom Volk gewählt würde und in der die Vorschrift enthalten wäre, der Kaiser muß aus einem der regierenden Fürstenhäuser gewählt werden - ich gebe Ihnen mein Wort, Prinz Ludwig hätte die größte Aussicht, Deutscher Kaiser zu werden."[5]