Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Schnupp, Stefan

 
 

König Maximilian II. von Bayern. Seine Persönlichkeit und seine Einflussnahme auf die bayerische Politik

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  Als ich mich zum ersten Mal mit Maximilian II. beschäftigte, wusste ich nur so viel über ihn: er war der Sohn Ludwigs I. und Vater Ludwigs II. Außerdem wurde nach ihm die Maximiliansstrasse in München benannt. Nicht gerade viel für einen Monarchen, der doch immerhin 16 Jahre lang über Bayern geherrscht hat. Diese Unwissenheit, die m.E. mehr Leute teilen, beruht vor allem auf der Persönlichkeit dieses Königs, der neben der Tatkraft und Energie, die sein Vater ausstrahlte, eher verblasst und dessen Wissensdurst neben den Träumereien seines Sohnes sehr trocken wirkt. Außerdem besaß er nie die Popularität, wie sein Großvater Max I. Joseph oder sein Bruder Luitpold, der spätere Prinzregent. Doch dass Maximilian II. mehr zu bieten hatte, als nur seine Verwandtschaft und einen Straßennamen, soll hier im folgenden gezeigt werden.  

 

I. Seine Persönlichkeit

 
 

1. Kindheit und Studium

Maximilian wurde am 28. November 1811 in der Münchner Residenz geboren [1]. Sein Vater Kronprinz Ludwig I. hatte sehnlichst gehofft, dass es ein Sohn werde, da dieser die Thronfolge sichern würde. Der dichterisch veranlagte Vater schrieb zur Geburt folgendes:

"Dessen eingedenk, o Max, sei immer, dass als Teutscher du geboren bist, (...)" [2].

Die ersten Kindheitsjahre, die Maximilian in Salzburg und Innsbruck, später in Aschaffenburg und Würzburg verbrachte, waren durch seine Erzieherin Antonie von Täuffenbach, die mit ihrer warmherzigen Person den eher schüchternen Prinzen unterrichten konnte, für ihn sehr glücklich.
Als Maximilian sieben Jahre alt wurde, übernahm Vater Ludwig die Erziehung, was für den Jungen eher schlecht war. So legte der Vater viel wert auf Disziplin und Härte bei der Auswahl der Erzieher, die allerdings alle an dem sensiblen Jungen scheiterten und ihr Amt nach kurzer Zeit wieder aufgaben. Erst mit Leonhard von Hohenhausen, der eher gefühlsbetont und nachsichtig vorging, begann Maximilian aufzublühen. Unter Joseph Freiherr von Hormayer wurde sein Interesse für Geschichte geweckt, das zeitlebens erhalten blieb.
In der Familie bewunderte er vor allem seinen Onkel Eugène Beauharnais von Leuchtenberg, den Stiefsohn Napoleons, den der Prinz vor allem wegen seiner Heiterkeit und seiner weltgewandten, ritterlichen Art liebte. Dies machte jenen zum Gegenteil des pedantischen Vaters, der Maximilian eher fremd war. Maximilian freute sich auch, wenn er mit seinem Bruder Otto den Großvater König Max I. Joseph in München besuchen durfte. Dieser liebte es,  seine Enkel zu unterhalten [3].
Als der König 1825 starb, bestieg sein Sohn Ludwig den Thron. Für Maximilian, von nun an Kronprinz, änderte sich nicht viel, außer dass er mehr Taschengeld bekam und von nun an in München lebte.
Ludwig überwachte die Erziehung seiner Söhne von Anfang an genau. So achtete er "auf deren Gesundheit und Erholungszeit, auf die gemäße Lektüre [etc.] (...)" [4]. Auch als König ließ Ludwig davon nicht ab. Durch die ständige pedantische Nörglerei kam es immer wieder zu Spannungen.
Dies änderte sich erst 1829 [5] mit dem Beginn des Studiums von Maximilian in Göttingen. Bereits ein Jahr später wechselte der Kronprinz zur Berliner Universität, wo er die Vorlesungen Leopolds von Rankes hörte, mit dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Doch bei aller Ferne zu München blieb der strenge Vater für Maximilian immer präsent, da ihm dieser genaue Instruktionen mitgab und einen Brief pro Woche von ihm forderte, um ihn einerseits zu überwachen und ihn andererseits zur Selbstdisziplin zu erziehen.
Nach seinem Studium unternahm er mehrere Bildungsreisen [6]. Sie führten ihn unter anderem mehrere Male nach Griechenland zu seinem Bruder Otto, nach Italien, Österreich und in die Türkei. Dabei entdeckte er die Begabung für moderne Sprachen, wie Englisch und Italienisch. Aber auch die bayerische Heimat erkundete er einige Male und fand dabei auch die Ruine Hohenschwangau, die er 1829 erwarb und schließlich wiederherrichten ließ.
Am Ende seiner Wanderjahre bescheinigte ihn der Kabinettssekretär Pfistermeister, dass er "auf der Höhe der Zeit" und "in seiner äußeren Erscheinung ein vollendeter Weltmann" [7] sei.

 

Fussnote(n):
[1] Schäfer, Martin: Maximilian II, München 1989, S. 7.
[2] ebd. S. 9
[3] Dirrigl, Michael: Maximilian II. Teil 1, München 1984, S.433.
[4] ebd.
[5] Schäfer Max II, S. 23-29.
[6] Dirrigl, Max II. S. 471-476.
[7] Schäfer, Max II., S. 29.

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