Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Charalambakis, Ioannis

 
 

Die "Erste" Sizilische Expedition 427 - 424

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I. Vorgeschichte und Verlauf

 
  Während der ersten zehn Kriegsjahre, dem sogenannten Archidamischen Krieg, der 431 begann und mit dem Nikiasfrieden 421 beendet wurde, kam es von 427 bis zum Kongreß von Gela 424 zu einer ersten Intervention der Athener auf Sizilien. Gemäß der perikleischen Taktik vermied Athen eine direkte Konfrontation der Landheere und beschränkte sich auf Operationen der Flotte rund um die Peloponnes.[1] Während der Einfälle der Spartaner auf Attika wurde die Landbevölkerung hinter die Stadtmauern evakuiert, eine Maßnahme, die sich aus zwei Gründen als fatal erweisen sollte.[2] Zum einen vernichteten die Spartaner ungehindert die Ernten, wodurch ein ökonomischer Schaden entstand, der auch durch die Raubzüge auf die Peloponnes nicht ausgeglichen werden konnte. Zum anderen kam es durch die Ansammlung so vieler Menschen zum Ausbruch der Pest, der 429 auch Perikles selbst zum Opfer fiel und das Soldatenpotential der Polis wesentlich reduziert wurde. Dennoch hielt man weiterhin am bisher eingeschlagenen Kurs fest.
 Im Jahre 427 erreichte die Athener ein Hilfegesuch der verbündeten Stadt Leontinoi, die mit dem expandieren Syrakus im Konflikt lag.[3] Die Situation entwickelte sich recht schnell zu einer Auseinandersetzung zwischen einer dorischen und einer ionischen Fraktion, die vorerst von 20 athenischen Trieren unter dem Kommando der Strategen Laches und Charoiades unterstützt wurde.[4] Allerdings hatte diese geringe Anzahl an Schiffen keine nennenswerten Auswirkungen auf die örtlichen Ereignisse. Obwohl etliche Unternehmungen durchgeführt wurden konnte weder die eine noch die andere Seite einen entscheidenen Vorteil für sich erringen, so daß Athen im Winter 426/5 auf eine Anfrage der Verbündeten reagierte und plante weitere 40 Schiffe nach Sizilien zu schicken. Zunächst allerdings wurde nur ein kleiner Teil unter dem Strategen Pythodoros entsandt.[5] Der Rest konnte erst im Verlauf des Sommers nachkommen, da die Schiffe der Strategen Eurymedon und Sophokles zunächst bei Pylos und danach bei Kerkyra aufgehalten wurden.[6] Auch die Verstärkungen konnten nichts ausrichten, und so kam es im Sommer 424 zur Konferenz von Gela, in der die sizilischen Städte untereinander, ohne die Anwesenheit Athens, einen Frieden aushandelten. Wortführer war der Syrakusaner Hermokrates, der als Hauptargument eine Gefährdung der Insel durch die Athener sah, falls man sich nicht einigen würde.[7] Die anderen Städte schlossen sich dieser Meinung an und überbrachten den athenischen Generälen ihren Entschluß den Krieg zu beenden. Den Strategen blieb nichts anderes übrig als dies zu akzeptieren und zurück in die Heimat zu segeln. Dort wurden zwei von ihnen, Pythodoros und Sophokles, ins Exil geschickt und der dritte, Eurymedon, mit einer harten Geldstrafe belegt, da man ihnen vorwarf sie hätten sich bestechen lassen, anstatt die Insel unter ihre Kontrolle zu bringen, als sie die Gelegenheit dazu hatten.[8]
 

Fussnote(n):
[1] Zu den Besonderheiten in der Kriegsstrategie des Perikles siehe Meier, Christian: Die Rolle des Krieges im klassischen Athen. In: HZ 251 (1990), 580 ff.
[2] vgl. Dreher, Martin: Athen und Sparta. München 2001, 128.
[3] Während bei Thukydides kein Angreifer benannt wird, schreibt Diodor von einem Überfall Syrakus' auf Leontinoi. vgl. Thuk. 3,86,2 u. Diod. 12,53,1.
[4] vgl. Diod. 12,54,4. Thuk. 3,86,1.
[5] vgl. Thuk. 3,115,5.
[6] vgl. Thuk. 4,49. Diod. 12,54,6.
[7] Zum weiteren Inhalt der Rede des Hermokrates siehe Thuk. 4,59-64.
[8] Bei Diodor wird die Bestrafung der Generäle nicht erwähnt. vgl. Thuk. 4,15,2-3 u. Diod. 12,54,7.

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