Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Schnupp, Stefan

 
 

König Maximilian II. von Bayern. Seine Persönlichkeit und seine Einflussnahme auf die bayerische Politik

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2. Ehemann und Monarch

Auf der Suche nach einer Frau [8] ging der Kronprinz "generalstabsmäßig" [9] vor.  Er war zwar eine glänzende Partie, stammte er doch aus einem der ältesten Fürstenhäuser Europas und sah gut aus, aber er hatte eher eine zögerliche Art auf Menschen zu zugehen. Ludwig ließ seinem Sohn bei der Brautwahl freie Hand. Eine Französin kam allerdings nicht in Frage, die noch von den napoleonischen Kriegen stammende väterliche Abneigung machte dies unmöglich. Nach etlichen Jahren der Brautschau, über die der Vater bereits spottete, fand Maximilian in der Hohenzollernprinzessin Marie eine Braut. Sie war die Enkelin von König Friedrich Wilhelm II. und auch ihr protestantischer Glaube spielte bei der Wahl keine Rolle mehr, da bereits die vorherigen Königinnen nicht mehr konvertieren mussten. So konnten die beiden am 12. Oktober 1842 in der Allerheiligen-Hofkirche in München heiraten.
Ihre Ehe verlief trotz einiger Gegensätze sehr glücklich. Sie beruhte vor allem auf gegenseitigem Respekt und Rücksichtnahme. Beide waren durch tiefe Religiosität geprägt, aber ihrer Ehe fehlte jegliche Leidenschaft, was aber zur damaligen Zeit in ihren Kreisen keine Seltenheit war.
Am 20. März 1848 dankte Ludwig I. in Folge der Ereignisse um Lola Montez ab [10]. Maximilian trat somit vorzeitig die Nachfolge an.

"Die Berufung auf den Thron traf Maximilian unerwartet, aber, soweit es seine Ausbildung anbetraf, nicht unvorbereitet" [11]

Sofort nach der schlichten Thronbesteigung [12] löste Maximilian die Versprechen, die seinem Vater abgerungen worden waren, ein und führte Verfassungsreformen durch, doch darauf wird später noch einmal genauer eingegangen.
Neben den politischen Problemen gab es im Königshaus auch familiäre Probleme. Durch die Thronbesteigung gab es nun zwei Könige, mit jeweils eigenem Hofstaat, die nun unter einem Dach in der weitläufigen, aber für das getrübte Vater-Sohn-Verhältnis noch zu kleinen Residenz, wohnten. Der abgedankte Monarch behielt seine Ratschläge an seinen Sohn nicht für sich und so stand fest, dass ein König ausziehen musste, aber welcher? Ludwig hatte in den vergangenen zwanzig Jahren die Residenz großzügig nach seinen Vorstellungen ausgebaut, wohingegen er für Maximilian das Wittelsbacher Palais als Münchner Wohnsitz errichten ließ.  Ludwig war es aber wegen des neogotischen Stils verhasst, darum wollte er, dass Maximilian dort einziehe, wenn es fertiggestellt sei. Aber da spielte der Sohn nicht mit und so musste schließlich Ludwig in das Wittelsbacher Palais ziehen. Ein weiteres Problem war der Unterhalt des Vaters, da die Verfassung einen "König außer Dienst" nicht vorsah. So war Maximilian gezwungen seinem Vater aus seiner Privatkasse eine Pension zu zahlen.
Nach der Regelung dieser familiären Dinge, konnte sich Maximilian schließlich dem Regierungsalltag [13] widmen, wobei er sich selbst jede einzelne Entscheidung erst abringen musste. Seine Lage beschreibt er in einem Brief an seinen Vater vom 7. Dezember 1848, wie folgt:

"Sie wissen, lieber Vater unter welchen Umständen ich den Thron bestieg, welchen Zustand ich gefunden, (...). Diese schwere Last unternahm ich mit leidender Gesundheit ..., (...). Wenige oder besser keine Freuden wurden mir bisher zuteil; eine Dornenkrone ist es, die ich trage. Durch diese täglichen Körper- und Seelenleiden, erscheint sie mir oft eine unerträgliche Bürde." [14]

Sein Tagesablauf war von ihm in der anerzogenen Selbstdisziplin genau durchgeplant. Außerdem versuchte er durch Selbstkontrolle seine Handlungen nochmals zu überdenken und so Fehler auszumerzen, wofür er sich eigens einen Raum einrichten ließ, das sogenannte "Sanktuarium" [15]. Auch versuchte er die Probleme am liebsten mit Hilfe von Tabellen darzustellen und zu lösen.
Seinen Wissensdurst legte der Monarch mit seiner Thronbesteigung nicht ab, sondern vertiefte in sogar noch. Es ging sogar soweit, dass er einen Stenographen in Vorlesungen schickte, damit er dessen Aufzeichnungen später lesen konnte.

 

Fussnote(n):
[8] ebd. S. 31-43.
[9] ebd. S. 31.
[10] Hubensteiner, Benno: Bayerische Geschichte, München 1999², S. 391-399.
[11] von Bayern, Adalbert: Als die Residenz noch Residenz war, München 1982². S. 281.
[12] Schäfer Max II, S 45-66.
[13] Ebd. S 103-107.
[14] Dirrigl, Max II., S. 732.
[15] Ebd. S. 728 u. 740-742.

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