Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07)
 

Seelig Florian

 
 

Die 2. (spanische) Republik und der Spanische Bürgerkrieg im Überblick

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  Am 17. Juli jährte sich der Beginn des Spanischen Bürgerkrieges zum Siebzigstenmal. Aus diesem Grund möchte ich einen kurzen Überblick über die Ursachen über das Kriegsgeschehen an und hinter der Front geben. Der Artikel soll als Anregung dienen, um weiter in die Materie dieses Konfliktes einzutauchen. Aus Platzgründen kann ich meistens nur oberflächlich das Geschehen schildern, weshalb ich gleich zu Beginn auf die Fußnoten hinweisen möchte, in denen ich auch weiterführende Literatur nenne.  

 

Die 2. Republik

 
  Die Gründe für den Bürgerkrieg sind eigentlich älter als die 2. Republik, die eine parlamentarische Demokratie war. Als am 14. April 1931 diese ausgerufen wurde, stellte sich bald heraus, dass Spanien einige grundlegende Reformen dringend nötig hatte. Allerdings gab es sehr viele verschiedene Interessensgruppen, so dass Spannungen von Anfang an unvermeidbar waren. Als Beispiel möchte ich hier kurz drei Reformen darstellen.  

 

Reformen der Republik

 
 

Die erste wichtige Reform war die Agrarreform. Spanien war ein sehr stark agrarisch geprägtes Land. Das Problem bestand in der Verteilung des Landes. Vor allem im Süden bestand ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung aus Tagelöhnern ohne Grund und Boden. Die Reform ermöglichte es nun den Boden umzuverteilen, wobei die ehemaligen Besitzer entschädigt wurden. Diese Reform führte zu starken Protesten der Großgrundbesitzer und machte viele von ihnen zu Gegnern der Republik. [1]
Die nächste Reform, die ich hier  kurz darstellen möchte, ist die Militärreform.
Das Militär war ein wichtiger Machtfaktor und es konnte im Großen und Ganzen nicht unbedingt als republiktreu gezählt werden. Man könnte sagen, dass die Republik von vielen Offizieren nur geduldet worden ist und dadurch nur indirekt unterstützt wurde. Die Reform zielte darauf ab, das Offizierskorps zu verkleinern und außerdem ungerechtfertigte Beförderungen rückgängig zu machen. Dass die betroffenen Offiziere davon nicht begeistert waren, bedarf eigentlich keiner zusätzlichen Erwähnung. Die Verkleinerung sollte dadurch gewährleistet werden, dass den Offizieren angeboten wurde, bei vollem Gehalt in Pension zu gehen. Davon machten aber hauptsächlich regierungstreue Generäle gebrauch.
Des Weiteren wurde die Armee verkleinert und der zivilen Gerichtsbarkeit untergeordnet. Man kann sagen, dass die Reform dazu beitrug die Abneigung der Militärs gegenüber der Republik zu fördern. [2]

 

  Das dritte Beispiel ist die Reform über die Autonomien Kataloniens und des Baskenlandes.
Beide Provinzen besaßen einen starken Nationalismus, der aber eben nicht auf Spanien, sondern auf ihre Provinz bezogen war. Die Nationalisten dieser beiden Provinzen beriefen sich auf ihre Sprache und zusätzlich auf ihre Geschichte. Beide Provinzen strebten eine Autonomie an. [3] Katalonien bekam sie bereits 1932. Das Baskenland bekam die Autonomie kurz nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges zugesprochen.

Die Armee und die rechten Parteien waren grundsätzlich gegen jegliche Art von Autonomie, da sie befürchteten, dass die Einigkeit Spaniens dadurch gefährdet wäre. Dadurch entstand eine Grundspannung zwischen den rechten Parteien und den beiden Regionen. Diese entluden sich das erste Mal im Oktober 1934. 1933 hatten die rechten Parteien bei den Wahlen den Sieg errungen. Als 1934 die CEDA in die Regierung eintrat [4Hinweis zur CEDA] kam es in Asturien und Katalonien zum Aufstand, da die Linke dies als „Machtergreifung des Faschismus“ [5] verstanden. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und  es kam zur weiteren Radikalisierung der Rechten und Linken. [6]

Selbstverständlich gab es noch einige weitere Reformen, aber diese sollen genügen um einen Eindruck davon zu bekommen, mit welchen Schwierigkeiten diese Vorhaben verbunden waren. Die Reformen versuchten, es so vielen Interessensgruppen wie möglich recht zu machen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf war es unmöglich die Reformen sinnvoll umzusetzen. Eine wirkliche demokratische Basis konnte nicht entstehen. Nach Vilar muss der Bürgerkrieg als eine Folge aus den sozialen Konflikten gesehen werden. Und damit wären die missglückten Reformen ein wichtiger Grund für den Aufstand und den anschließenden Bürgerkrieg. [7][ ][8]

 

Fussnote(n):
[1] Bernecker, Walter L., Spanische Geschichte. Von der Reconquista bis heute. Darmstadt 2002. S. 161- 162.
[2] Ebd., S. 163.
[3] Vilar, Pierre, Kurze Geschichte zweier Spanien. Der Bürgerkrieg 1936-1939. Berlin 1987. S. 19-27.
[4] Die CEDA (Konföderation der Autonomen Rechten) war ein Bündnis rechter Parteien in der zweiten Republik. Sie war eine der wichtigsten Gruppierungen der Rechten. Ab 1936 zerfiel diese Gruppierung allerdings.
[5] Bernecker, S. 164.
[6] Ebd., S. 164.
[7] Vilar, S.40.
[8] Aufgrund der Vielfalt der Parteienlandschaft in der Republik werde ich nur vereinzelt (wie oben bei der CEDA) auf die Parteien eingehen. Zusätzlich würde es den Umfang dieser Arbeit übersteigen. Eine Zusammenfassung wichtiger Parteien findet man bei Antony Beevor- im Anhang. Beevor, Antony, Der Spanische Bürgerkrieg. München 2006.
- Hinweis: Dieses Buch stellt einen gut lesbaren Einstieg in das Thema „Spanischer Bürgerkrieg dar.

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