Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07)
 

Schnupp, Stefan

 
 

Fotografien von der Schlacht von Gettysburg
Die Problematik mit Gardners Bildern eines gefallenen konföderierten Soldaten

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Es entstehen natürlich Zweifel an der Authentizität und der Beschriftung der Bilder.

Der Ablauf der Aufnahmen wird durch Frassanito folgendermaßen rekonstruiert: Zuerst fotografierten Gardner und O’Sullivan, sein Assistent, die drei Bilder des jugendlichen und nicht blutenden Soldaten. Bei einer weiteren Erkundung des Geländes, fanden sie die Stelle mit der Mauer zwischen den Felsen. Der Blick auf den Hügel des Little Round Top im Hintergrund ergab ein eindruckvolles Bild, da aber eine Leiche fehlte, transportierten sie die vorherige dorthin. Einen umgekehrten Transport dagegen schließt Frassanito aus. [15] Das zeigt, dass es sich bei den ersten drei Bildern (V-23 bis V-25) um die authentischen handelt, da sie den Leichnam in einer, für die Umstände des Todes, natürlichen Haltung zeigen. Die anderen beiden Bilder (V-26 a und b) sind demnach gestellt. Sie dienen mehr der Verdeutlichung des Todes, als einer Dokumentation der Schlacht. Durch eine Identifizierung der Waffe in V-26 a wird deutlich, dass Gardner auch eine falsche Beschriftung des Fotos beifügte, da es sich bei dem Gewehr keinesfalls um das eines Scharfschützen handelt. [16]

 Aber es bleibt die Frage, ob die Bilder als Quelle unbrauchbar geworden sind. Dies trifft für den Fall zu, dass man durch sie Aussagen über die Schlacht an sich und vor allem über die Kämpfe in diesem Gebiet treffen will. Hierzu kann man die drei anderen Bilder (V-23 bis V-25) verwenden. Auch hier  wird aber vermutet, dass die Waffe später dazugelegt wurde. [17] Die anderen beiden Bilder (V-26 a und b) dienen trotzdem als Quelle für die Intention seines Werkes. So ist vor allem V-26 a eines der berühmtesten Bilder Gardeners und der Schlacht von Gettysburg. [18] An der Aufnahme ist zu erkennen, dass es ihm mehr um den künstlerischen Aspekt und die Ästhetik seines Werkes ging, als um eine genaue Einzeldokumentation der Schlacht. Dies zeigt auch die Beschriftung, die er dem Bild in seinem  Sketch Book [19] gibt. So wird der Soldat als Scharfschütze beschrieben, der von einem Granatsplitter verwundet wurde und sich stoisch niederlegte um sein Ende abzuwarten. [20] So hat selbst die mittlerweile als Manipulation entlarvte Fotografie noch einen Quellenwert.

Die besprochenen Fotografien zeigen, dass die Frage nach der Echtheit für die Bilder sehr wichtig ist, wenn man feststellen möchte, ob das jeweilige Bild als Quelle für eine Arbeit nutzbar ist. Sie sagt aber nichts über den allgemeinen Quellenwert einer Fotografie aus, zumal es im 19. und auch im 20. Jahrhundert viele Fälle gibt, bei denen Bilder gestellt wurden, da es  die Technik damals noch nicht erlaubte, Bewegungen abzubilden. Eine allgemeine Aussage über die Nützlichkeit von Fotographien als Quelle ist nicht zu treffen, da nur eine genaue Untersuchung von Fall zu Fall herausbringen kann, wie es genutzt werden kann. Die große Schwierigkeit bei Fotographien ist leider, dass man sie meist vorbehaltlos als Abbildung der Wirklichkeit ansieht, ohne sie zu hinterfragen. Doch gerade dies muss hier noch stärker der Fall sein, als bei einer Textquelle, denn nur so lassen sich Bilder sinnvoll als Quelle nutzen.
 

Fussnote(n):
[15] Frassanito Early Photography, S. 271.
[16] Ders. Gettysburg, S. 192.
[17] Ders. Early Photography, S. 272-273.
[18] Ebd., S. 273.
[19] Er veröffentlichte seine Bilder in seinem Photographic Sketch Book of the Civil War (Hodgson Early War, S. 13).
[20] Frassanito Gettyburg, S. 192.

 
Quellen

V-23 Dead Confederate Soldier, Devil’s Den, Gardner stereo #244, July 6, 1863 (LC), abgebildet in: Frassanito, William A.: Gettysburg. A journey in time. New York 1975. S. 188.

V-24 Dead Confederate Soldier, Devil’s Den, O’Sullivan stereo #263, July 6, 1863 (LC), abgebildet in: Frassanito, William A.: Gettysburg. A journey in time. New York 1975. S. 188.
Abbildung im Netz:
www.usmcweb.com/...

V-25 Dead Confederate Soldier, Devil’s Den, Gardner stereo #277, July 6, 1863 (LC), abgebildet in: Frassanito, William A.: Gettysburg. A journey in time. New York 1975. S. 189.
Abbildung im Netz:
http://712educators.about.com/...

V -26 a und b Dead Confederate soldier at sharpshooter’s position in Devil’s Den, O’Sullivan, (a) Plate (b) stereo # 251, July 6, 1863 (LC), abgebildet in: Frassanito, William A.: Gettysburg. A journey in time. New York 1975. S. 190.
Abbildungen im Netz:
http://rmc.library.cornell.edu/...
www.archives.gov/...

 

 
Literatur

Frassanito,William A.: Gettysburg.A journey in time. New York1975.

Ders.:Early Photography at Gettysburg.Gettyburg 1995.

Hodgson,Pat: Early war photography. Osprey 1974.

Gerhard, Paul: Bilder des Krieges - Krieg der Bilder. DieVisualisierung des modernen Krieges. Paderborn 2004.

 

 
Empfohlene Zitierweise:

Schnupp, Stefan: Fotografien von der Schlacht von Gettysburg Die Problematik mit Gardners Bildern eines gefallenen konföderierten Soldaten, in: Aventinus. Die Historische Internetzeitschrift von Studenten für Studenten [Ausgabe 03 - Wintersemester 06/07],
www.aventinus.geschichte.uni-muenchen.de/index.php?ausg=3&id=60&subid=49
[Letzter Aufruf am xx.xx.xxxx]

 

Schnupp, Stefan

Geboren am 06.08.1984
studiert Magister NNG, BG, KG seit WiSe 04/05
Chefredakteur von Aventinus

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