Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 01 - Wintersemester 05/06)
 

Scherrer, Andreas

 
 

Warum heißt unsere Zeitung Aventinus?

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  Wahrscheinlich haben sich das schon viele gefragt. Der Name Aventinus leitet sich ab vom ersten bayerischen Geschichtsschreiber bzw. Landeshistoriker. Die meisten wissen allerdings kaum etwas über ihn - wenn sie den Namen überhaupt schon einmal gehört haben. Im Folgenden soll unser Namensgeber daher kurz vorgestellt werden:
Johannes Georg Turmeier wurde am 04.07.1477 in Abensberg (Niederbayern) als Sohn eines Weinwirtes geboren. (Erst später latinisierte er seinen Namen vom lateinischen Namen seiner Heimatstadt Abensberg in Aventinus.) Er starb am 09.01.1534 in Regensburg.
 

 

Eine Zeit großer Umbrüche

 
  Johannes Georg Turmeier wurde in eine Zeit großer Umbrüche hineingeboren. Die Erfindung des Buchdrucks, die Entdeckung Amerikas, die Türkengefahr, die Aufteilung Baierns in mehrere Herzogtümer, der Streit zwischen habsburgischem und wittelsbachischem Haus, später die Reformation Luthers: Die Zeitenwende also vom Mittelalter zur Neuzeit.
Auch in Baiern begann eine Zeit der innenpolitischen Reformen, des wirtschaftlichen Wohlstandes und des sozialen Friedens, was als Grundlage für die Blütezeit der Künste und Wissenschaften diente. Bewegte Zeiten also, die auch Johannes Georg Turmeier prägten: Er wurde einer der großen Humanisten im deutschsprachigen Raum, der in mancherlei Hinsicht neue Maßstäbe setzte...
 

 

"Der Abensberger"

 
  Durch Karmelitermönche in Abensberg gefördert, konnte er ab 1495 zunächst an der Universität zu Ingolstadt (aus der die heutige LMU entstand), später auch in Wien, Krakau und Paris studieren. Sein bereits durch die Karmeliter geprägter Interessens-Schwerpunkt lag dabei auf den humanistischen Fächern. Offenbar auch durch die Mönche, hatte Turmeier Lateinkenntnisse erworben, so daß er in allen Studienorten zahlreiche Vorlesungen auf Latein hörte und später selbst über profunde Kenntnisse der lateinischen Schrift verfügte. In Ingolstadt und Wien schloß er sich dem großen deutschen Humanisten und Dichter Konrad Celtis an, der sein Interesse auf die deutsche Geschichte lenkte. Bereits mit 17 Jahren war Aventinus ein großer deutscher Humanist und in der führenden Schicht Baierns zu finden. Seine Magister-Würde erhielt er in Paris und konnte so ab 1507 an der Ingolstädter Universität Privatvorlesungen geben.
Aus seiner Studienzeit stammt auch sein latinisierter Name "Aventinus", den er sich nach guter humanistischer Tradition gab. Fortan nannte er sich Johannes Aventinus ("der Abensberger").
 

 

Der erste Landeshistoriker Bayerns

 
  1508 trat Aventinus in den Dienst des Hauses Wittelsbach. Er wurde auf Geheiß von Herzog Wilhelm IV. der Erzieher und Lehrer von dessen beiden jüngeren Brüdern, den Prinzen Ludwig - dem späteren Herzog Ludwig X. - und Ernst. Zu Unterrichtszwecken schrieb er eine lateinische Grammatik. Ab 1514 wurde Aventinus in die Regierung des neuen Herzogs Ludwigs X. berufen und unterrichtete fortan nur noch Prinz Ernst, mit dem er 1515 eine Italienreise unternahm. 1517 endete seine Erziehertätigkeit - Prinz Ernst war zum Administrator des Bistums Salzburg gewählt worden.
Während seiner Zeit am Hofe wurden die Wittelsbacher, die die aufblühenden schönen Künste und Wissenschaften förderten, auch schnell zu seinen Mäzenen und er gewann zusehends an Einfluß in Hofkreisen. Dies wird neben seiner Regierungsbeteiligung auch an weiteren Aspekten deutlich: Herzog Ludwig X. scharte in seiner Regierungszeit (1508 - 1545) einen erlesen Kreis an Gelehrten und Kennern der Antike um sich, in Baiern blühten die neuen wissenschaftlichen und künstlerischen Strömungen der Renaissance auf und im Jahr 1534, im Todesjahr seines Hofgelehrten, ließ der Baiern-Herzog in Landshut - nach dem Vorbild der klassischen Architektur - den ersten Renaissance-Palast auf deutschem Boden errichten. Die klassische Architektur war die letzte der großen humanistischen Künste, die von Italien nach Deutschland gebracht worden waren.
Auch das Geschichtsinteresse von Aventinus förderten die bairischen Herzöge. 1517, in seinem 40. Lebensjahr, wurde er zum ersten bairischen Hofchronisten und Hofhistorigraphen ernannt. Er war also der erste offizielle Landeshistoriker Bayerns! Die große Zeit des Aventinus begann. Er setzte die Tradition der bairischen Landesgeschichtsschreibung fort und betrachtete sie v.a. unter dem deutschem Gesichtspunkt - eine damals völlig neue Denkweise. Dank der bairischen Herzöge konnte er sich auf dem Gebiet der Geschichtsforschung voll entfalten; er erhielt weitgehend Zugang zu Stadt- und Klosterarchiven. Auch unternahm er lange Forschungs- und Bildungsreisen durch Europa.
In der damaligen gelehrten Fachwelt genoß er hohes Ansehen. Regen Gedankenaustausch pflegte er mit Gelehrten wie Martin Luther und Philipp Melanchthon.
Auf die Nachwelt, seine Freunde und natürlich seine Schüler hatte Aventinus großen Einfluß. Tschudi, der Begründer der schweizerischen Geschichtsschreibung etwa, war sein Schüler und ein großer Bewunderer.
Ab 1519 arbeitet er vorwiegend in Abensberg und warnte in seinen Arbeiten besonders vor der Türkengefahr aus dem Osten.
 

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