Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Thun, Alexa

 
 

Kleiner Streifzug durch die Geschichte Bayerns. Die Steinerne Brücke in Regensburg - vom Sagenhaften und vom Historischen ihrer Entstehung.

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Die Wahrzeichen Regensburgs sind am Dome zu finden und an der Brücke. Am Dome ein Mann von Stein, der sich herunter stürzt, und an der Brücke ein kleiner Mann, der nach jenem schaut, die Hand über die Stirn haltend. Das sind die Baumeister des Domes und der Brücke; beide wetteten mit einander, wessen Bau zuerst vollendet sein werde. Und soll der Baumeister der Brücke des Dombaumeisters Lehrling gewesen sein. Der Lehrling nun ging einen Bund mit dem Teufel ein, und versprach ihm die ersten drei Seelen, die über die vollendete Brücke gehen würden, zum Eigenthum, wenn er sie eher vollende, als sein Meister den Dom. Da schleppte der Teufel als bekannter Steinschlepper und Lastesel Steine in Massen herbei und half bauen was das Zeug hielt, und ward die herrliche Brücke gebaut mit funfzehn graniten Schwibbogen und drei Thürmen aus lauter Quadersteinen, 470 Schritte lang und 33 Schuh breit. Und unversehens war sie fertig, und da der Dombaumeister auf seinem Gerüste stand und das Werk vollendet sah, so that er wie der Baumeister des Doms zu Köln, dem ähnliches widerfuhr, er stürzte sich vom Gerüste herab, worauf sein steinern Bild am Dom angebracht wurde. Der Brückenbaumeister aber sperrte die Brücke, so wie sie vollendet war, daß kein Mensch darüber gehen durfte, und trieb zuerst einen Hund, einen Hahn und eine Henne darüber, welche der Teufel in Empfang nahm.
 
    Ludwig Bechstein, 1853. Zitiert nach: Dünninger: Weltwunder, S. 46.  

  Der Teufel, so sagt man, war darüber so wütend, dass er ein Loch in die Brücke riss. Andere behaupten, er habe versucht, die Brücke aus ihren Fundamenten zu reißen, weshalb sie heute noch in der Mitte ansteigt.
Beobachter des Geschehens soll das kleine Männchen gewesen sein, das noch heute auf der Brücke sitzt und in Richtung Dom schaut.
 

  Auch wenn in den letzten Jahrzehnten eher im Zusammenhang mit Sprengungen, Sanierungen oder Fahrverboten von der Steinernen Brücke in Regensburg die Rede war [1], so umgibt sie doch etwas Sagenhaftes, das spätestens in ruhigen Nächten wieder erwacht, wenn das Brückenmandl zum Dom herüber späht und unter ihm leise die schwarze Donau vorüber fließt.
Harte Realisten weisen jedoch erbarmungslos darauf hin, dass die große, würdevolle alte Brücke und der Regensburger Dom mit einer zeitlichen Differenz von mindestens einhundert Jahren erbaut wurden [2]. Oder darauf, dass das Brückenmandl ursprünglich an einer Stelle angebracht war, von der aus es den Dom gar nicht hätte sehen können [3].
Und so wollen wir uns denn doch von der Sage ab- und den vorhandenen Tatsachen über die Entstehung der Brücke zuwenden.
Weder der Bauherr, noch die Zeit der Erbauung und der Fertigstellung sind genau bekannt, doch lassen sie sich aus Quellen und historischem Hintergrundwissen wenigstens in etwa vermuten.
 

Fussnote(n):
[1] Vgl. Wolfgang Schöller: Die Steinerne Brücke heute: Denkmalpflege und historisches Gedächtnis. In: Die Steinerne Brücke in Regensburg. Hrsg. von Edith Feistner. Regensburg 2005, S. 42-52. (= Forum Mittelalter. Band 1), sowie Helmut-Eberhard Paulus: Steinerne Brücke. Mit Regensburger und Amberger Salzstadel und einem Ausflug zur historischen Wurstküche. Regensburg 1993.
[2] Vgl. Katrin Ehmann / Karina Schlaffer / Rainer Fürst: Die teuflische Wette. Sagenhaftes zum Bau von Dom und steinerner Brücke in Regensburg. Regensburg 2000.
[3] Vgl. Paulus: Steinerne Brücke, S. 38.

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[1]  [2]