Ausgabe 04
Wintersemester 07/08
 
Die Historische Internetzeitschrift Von Studierenden für Studierende
 
  Aus dem Archiv (Ausgabe 02 - Sommersemester 06)
 

Weigand, Katharina

 
 

Max II., Ludwig II. und Prinzregent Luitpold: drei bayerische Monarchen und ihre Bilderwelten

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Selbst wenn der Titel der vorliegenden knappen Skizze dies zu suggerieren scheint, geht es im folgenden dennoch nicht um die Interpretation etwa von Portraits der genannten drei bayerischen Herrscher; dies wäre vielmehr ein klassisches Sujet der Kunstgeschichte. "Bayerische Monarchen und ihre Bilderwelten" - ein solcher thematischer Zugriff läßt sich jedoch noch ganz anders handhaben, nämlich mit der Fragestellung, ob - und wenn ja, wie - bayerische Monarchen des 19. Jahrhunderts selbst zum Medium der bildlichen Darstellung gegriffen haben, und zwar im Sinne von politischen Hilfsmitteln. Haben also, um es anders zu formulieren, die bayerischen Könige Bilder als Mittel zum Zweck eingesetzt, um ihre politischen Ziele effektiver und publikumswirksamer zu erreichen? Um eine derartige Frage zu beantworten, bedarf es nun eben nicht in erster Linie der kunsthistorischen Interpretation der bildlichen Darstellungen selbst. Hinzu kommt noch, daß die Geschichtswissenschaft zwar über ein ganz ausgezeichnetes Instrumentarium zur Analyse und Interpretation von schriftlichen Quellen verfügt, daß sie sich aber bis heute schwer damit tut, ebenso wissenschaftlich fundiert und redlich mit Bildüberlieferungen umzugehen. Der Historiker forscht statt dessen in den schriftlichen Hinterlassenschaften der Monarchen, ihrer Minister, ihrer politischen Ratgeber, ob sich dort Spuren finden lassen, die den bewußten politischen Einsatz von Bildern - und hierzu zählen Denkmäler, Wandgemälde, Photos usw. - belegen. Und wenn dies der Fall sein sollte, dann ist nicht nur weiterzufragen, bei welchen Feldern der Politik ein derartiger Bildeinsatz erfolgte, sondern darüber hinaus muß uns interessieren, was derartige Darstellungen denn eigentlich zeigen, abbilden, thematisieren.

Wenn nun also Max II., Ludwig II. und Prinzregent Luitpold im Mittelpunkt stehen, dann sollen zuerst knapp die politischen Herausforderungen der jeweiligen Regierungszeiten skizziert, zweitens einige Hinweise auf das unterschiedliche politische Profil der drei Monarchen gegeben werden, um schließlich den politisch motivierten Einsatz von bildlichen Darstellungen an einigen wenigen Beispielen zu erläutern.

Im Jahre 1848 gelangte Max II. [1] nicht auf natürlichem Wege auf den bayerischen Thron. [2] Ihm verhalfen statt dessen die revolutionären Ereignisse, die sich in München aufgrund der Affaire seines Vaters mit der Tänzerin Lola Montez noch verschärft hatten, vorzeitig zur bayerischen Krone. Ludwig I. hatte am 20. März 1848 seinen Regierungsverzicht erklärt, da er nicht, wie er es selbst formulierte, ein reiner Unterschreibkönig sein wollte. Max II., der neue und damals 36jährige bayerische Herrscher, trat somit in einem äußerst schwierigen Moment an die Spitze des bayerischen Staates. Gleichzeitig aber verwiesen die Ereignisse des Jahres 1848 auf jene Probleme, die die Regierungszeit Max' II. dauerhaft begleiten sollten. Unsicher war, ob der Regierungswechsel, gekoppelt mit der noch von Ludwig I. zugesagten Erfüllung gewisser revolutionärer Forderungen, genügen würde, die Unruhen in Bayern zu beenden; unsicher war also, ob Max II. sein Königreich überhaupt dauerhaft würde regieren können. Da der neue König somit gezwungen war, die von seinem Vater angekündigten Verfassungsreformen auf jeden Fall zu verwirklichen, zeigte sich Maximilian kompromißbereit, aufgrund der gespannten innenpolitischen Situation und auf den Rat seiner Minister hin. Mit den Stimmen der liberalen Mehrheit im Landtag konnte die Verfassung des Königreichs dann tatsächlich weiterentwickelt werden. Wie sehr diese Beschlüsse freilich gegen den genuinen Willen des Monarchen gingen, der seine Rechte nicht beschnitten sehen wollte, verdeutlicht der Umstand, daß Max II. in den folgenden Jahren immer wieder - wenn auch erfolglos - versuchte, die 1848 getroffenen Entscheidungen zu revidieren.

 

Fussnote(n):
[1] Zu König Max II. vgl. Müller, Rainer A. (Red.): König Maximilian II. von Bayern 1848-1864; Rosenheim 1988.
[2] Zu den Ereignissen von 1848 vgl. vor allem Gollwitzer, Heinz: Ludwig I. von Bayern, Königtum im Vormärz. Eine politische Biographie; München 21987, S. 706-720; Hummel, Karl-Joseph: München in der Revolution von 1848/49; Göttingen 1987.

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