Zarka, Attila

Die Historia Welforum


A. Selbstverständnis der Welfen als Adelsgeschlecht

Die Zeit von 1070 bis 1180 wird von der Geschichtswissenschaft für den bayerischen Raum allgemein als das „welfische Jahrhundert“ bezeichnet. In dieser kurzen Zeit war es dem Adelsgeschlecht der Welfen zwar nicht vergönnt, sich langfristig im bayerischen Herzogtum festzusetzen, aber dennoch wurden in dieser Zeit Ereignisse in Gang gesetzt, die für die spätere Geschichte Bayerns von Wichtigkeit waren.

Die hier vorgestellte Epoche beginnt mit einer für die Zeit zwar nicht undenkbaren, aber dennoch bemerkenswerten Episode. Welf III. stirbt im Jahre 1055 kinderlos. Damit ist das Geschlecht der Welfen, das vermutlich fränkischen Ursprungs war und sich später im schwäbischen Machtbereich festgesetzt hatte, im streng agnatischen Sinne nicht mehr existent. Das Erbe wurde von einer italienischen Linie in weiblicher Nachfolge angetreten. Welf IV., Sohn des Markgrafen Azzo von Este und der Schwester des Verstorbenen Welf III., kam nach Deutschland, um die reichen Besitzungen zu übernehmen. Welf IV. wird in den Quellen allgemein als klug und gewieft beschrieben. „Erat enim vir armis strenuus, consilio providus, sapientia tam forensi quam civili praeditus“[1] Als dieser Welf das Herzogtum Bayerns von König Heinrich IV. erlangte, wurden Voraussetzungen für neuartige Entwicklungen geschaffen. Die Zeit der Wechselherzöge und die Kronlandsepoche hörte damit auf, dass die Welfen in fünf aufeinander folgenden Generationen die Herzogswürde innehatten, wenn man von den zwei Unterbrechungen zwischen 1077-1096 und 1139-1156 absieht. Dieser Wandel hing im engsten Sinne mit weitreichenden Änderungen im ganzen Reich zusammen. Erst die regionale Verwurzelung und Sesshaftigkeit des Adels macht die Ausbildung von Residenzen und befestigten Wohnsitzen, oft mit einer Burg gleichzusetzen, möglich. Eine „Herrschaft aus dem Sattel“ wurde durch diese Entwicklung ebenfalls obsolet. Es muss an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass im späten elften Jahrhundert diese Änderungen ihren Anfang nehmen und nicht überall gleich ausgebildet zu fassen sind. Für die historische Wissenschaft ist die eben genannte Entwicklung von ganz besonderer Bedeutung. Erst durch die regionale und lokale Verfestigung von Herrschaft können Adelssippen durch die neu geschaffenen Beinamen, wie die „Andechser“, „Wittelsbacher“, etc. eindeutig zugeordnet werden.

Eine weitere wichtige Tatsache ist, dass gleichzeitig ein neues Selbstverständnis von Adelsverbänden auftaucht. Durch die Kontinuität über mehrere Generationen hinweg, entsteht ein Gespür für Geschichtlichkeit und vor allem ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.[2] Dieses Bewusstsein wird anfänglich mündlich tradiert und in einigen Beispielen schriftlich fixiert. Im Falle der Welfen begegnet der Forschung in Gestalt der „Historia Welforum“ die älteste bekannte Familienchronik aus dem Mittelalter. Damit sollte die Bedeutung dieser Quelle, die im Rahmen dieser Arbeit vorgestellt werden soll, ausreichend charakterisiert sein.

Zum Selbstverständnis des Adels gehört, wie bereits gesagt, die Zuordnung durch eine eigene Familienbezeichnung. Bei den Welfen tritt hier eine weitere Besonderheit auf. Sie werden nicht nach einer Stammburg, sondern nach einem Rufnamen spezifiziert. Die Herausbildung des Namens wird dabei aber erst ab dem elften bis zwölften Jahrhundert typisch. In einer kurzen Periode treten sieben Protagonisten des Geschlechtes mit dem Namen Welf auf.[3] Erst durch die Etablierung des Rufnamens kann die gesamte Familie als „Gwelforum de Aldorfo“ identifiziert werden. Damit geht auch die Suche nach einem „primus“, also dem Spitzahn, einher. Die Historia Welforum selbst besagt, dass viel Mühe darauf aufgewendet wurde, diesen Uhrahn ausfindig zu machen. Der Autor hat, nach seiner eigenen Aussage, Urkunden, Geschichtsbücher und Chroniken nach weiterführenden Informationen durchforstet. „Generationes principum nostrorum summa diligentia investigantes ac multum in diversis chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes nullum nominatim ante Gwelfonem comitem, qui tempore Karoli Magni fuerat, invenire poteramus“[4] Als Ergebnis kann ein „comes“ von Karl dem Großen präsentiert werden. Diese Information wird, ohne genaue Kenntnisse darüber zu besitzen, mit großer Sicherheit das Selbstbewusstsein der Welfen gefördert haben.

Die wichtigste Quelle des Selbstverständnisses der Welfen stellt die Historia Welforum selbst dar. Die Verschriftlichung potenziert den Tradierungsprozess und schafft gleichzeitig eine Verbreitungsbasis. Untersuchungen von Gerd Althoff haben aufgezeigt, dass die schriftliche Fixierung zumeist einem ganz bestimmten Schema folgte. Sowohl Krisensituationen, Todesfälle, wie aber auch Ehescheidungen und Erbschaftsstreitigkeiten konnten den Anlass zu einem Werk geben. Da die Historia Welforum mit dem Tod Welfs VII. endet und mit diesem Ereignis auch das Aussterben der schwäbischen Linie in Aussicht stand, da keine Nachkommenschaft von dem alternden Welf VI. zu erwarten war, so waren nicht nur die Welfen an einer Familienchronik interessiert, sondern auch die Hausklöster mussten um Ihre Existenz fürchten, so dass hier besondere Aktivitäten entfaltet wurden.[5]

B. Forschungsüberblick

1. Probleme der historischen Forschung

Die Erforschung der Welfen, insbesondere im vorgegebenen Zeitrahmen mit der Einschränkung auf den bayerischen Raum ist leider nicht genügend vorangeschritten. Dies mag mehrere Gründe haben:

Da die untersuchte Zeitperiode einen Übergangshorizont zwischen der Ein- und Zweinamigkeit darstellt, so ist es schon nicht ohne weiteres möglich Personen richtig zuzuordnen. Für den gesamthistorischen Überblick mag das noch nicht von großer Bedeutung sein, aber sobald man eine Adelsfamilie genauer untersuchen möchte, ist es unerlässlich die historischen Persönlichkeiten genau einzugliedern.

Des weiteren kann hier angeführt werden, dass die Welfen nur einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum in Bayern, vor allem im Hinblick auf ihre Nachfolger, die Wittelsbacher, die ihrerseits fast acht Jahrhunderte mit der Landesgeschichte engstens verbunden waren, geherrscht haben. Die Wittelsbacher selbst haben aber auch dazu beigetragen, dass die Welfen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Schließlich kann die eigene Herrschaftslegitimation kaum mit der Verherrlichung eines konkurrierenden Herrschaftshauses begründet werden. Man muss aber hinzufügen, dass die Welfen scheinbar selbst kaum Interesse an Bayern gezeigt haben.[6] So ist zum Beispiel der Aufenthalt von Heinrich dem Löwen während seiner Herzogsherrschaft zwischen 1156 und 1180 gerade Mal in neun Fällen nachzuweisen.[7] Man könnte das vielleicht auf eine ungesicherte Quellenlage zurückführen, doch sind für den Zeitraum einige hundert Belegstellen für seine Anwesenheit in Sachsen zu finden. Hier kann die Gewichtung der beiden Herzogtümer tendenziell abgelesen werden.

Nichtsdestotrotz stellt Ferdinand Kramer in seinem Aufsatz „Die Welfen: Eine europäische Dynastie in Bayern“[8] zu Recht fest, dass Bayern für die Entwicklung der Welfen eine Schlüsselrolle eingenommen hat. Die Besitzungen in der Umgebung des Bodensees und die italienischen Interessenssphären konnten mit dem Herzogtum Bayern bestens verbunden werden und das Geschlecht der Welfen konnte somit einen bemerkenswerten Platz in der Geschichte Europas einnehmen. Interessant hierbei ist aber auch, dass die Familienfolge nicht immer bloß agnatisch sichergestellt wurde. Auch über den Verwandtschaftsgrad der weiblichen Linie konnten Ansprüche gestellt werden, wie bereits bei Welf IV. gezeigt wurde. Aber auch als Welf VI. seine Besitzungen seinem Neffen Friedrich Barbarossa und nicht Heinrich dem Löwen vermacht hatte, kam die kognatische Linie zum Zug.

Die Welfen und das Herzogtum Bayern werden von der Geschichtsforschung häufig auf eine Person reduziert, nämlich Heinrich dem Löwen. Hierin wird die magere Wissensbasis für diese Epoche ganz evident.

Heinrich der Löwe wird im Besonderen mit der Verlegung der Münze, des Marktes und des Zolles von Föhring nach München in Verbindung gebracht. Seine Auseinandersetzung mit Otto von Freising und sein Verhältnis zu Friedrich Barbarossa sind hierbei besondere Elemente. Für die weitere Entwicklung Bayerns war indes eher wichtig, dass der Herzog selbst die Pfalzgrafen von Wittelsbach gefördert hat. Während seiner Abwesenheit wurde die Verwaltung von diesen übernommen. Unter anderem kann man hiermit die „schnelle“ Karriere der Wittelsbacher erklären und verstehen, warum gerade dieses Geschlecht sich als Nachfolger der Welfen durchsetzen konnte, wo doch viel mächtigere und ältere Adelsfamilien 1180 ebenfalls ihre Ansprüche geäußert haben.

2. Die Verfasserfrage

Für eine wissenschaftlich fundierte Aussage über eine Quelle ist es wünschenswert die näheren Umstände der Entstehung zu kennen. Wenn der Auftraggeber bekannt ist und der Verfasser identifiziert wurde, kann zumeist die Motivation der Niederschrift ermittelt werden. Für die Historia Welforum wurde die Verfasserfrage lange Zeit nicht beachtet, da die Umstände scheinbar auf eine eindeutige Antwort hingewiesen haben. Die älteste Edition aus dem Jahre 1601 basierte auf eine Ausgabe aus den Beständen der Benediktinerabtei in Weingarten. Nachdem das Kloster 1056 von Welf IV. gegründet wurde und es zudem bis 1126 als Grablege der Welfen galt, kam kein Zweifel darüber auf, an welchem Ort nach dem Verfasser zu suchen ist. Hinzu kommt, dass Familienchroniken, im Besonderen durch Adelige in Auftrag gegeben, üblicherweise von Geistlichen verfasst wurden.[9] Hierbei spielt die Loyalität eine wichtige Rolle. Durch die finanzielle Abhängigkeit des Klosters vom weltlichen Herrscher war die besondere Stellung und Benennung des Auftraggebers eine Selbstverständlichkeit.

Aus diesem Grunde findet man in älteren Abhandlungen über die Historia Welforum sogar die Meinung vertreten, dass ein gewisser Abt Wernher, der bis ins Jahr 1182 nachweisbar ist, der wahrscheinlichste Verfasser des Werkes sei.[10] Da der Verfasser nicht direkt überliefert ist, muss dies alles Spekulation bleiben. Die Frage nach dem Entstehungsort dagegen wurde bis in die 1930er Jahre kaum gestellt. Als aber die Preußische Staatsbibliothek im Jahre 1919 den lateinischen Codex MS. lat. Quart. 479 erworben hatte, kam eine bis dahin nicht gekannte Version der Historia Welforum und der Annales Weingartenses Welfici zum Vorschein. Die Handschrift beinhaltete 85 pergamentene Textblätter.[11] Die Handschrift weist vier verschiedene Schreiber auf, wobei Untersuchungen ergeben haben, dass alle aus dem 12. Jahrhundert stammen. Ausschließlich die letzten Zeilen des Textes und einige Randnotizen reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück.[12] Die Abschrift der Historia Welforum wurde mit Sicherheit im Kloster Altomünster, einer weflischen Gründung zwischen Augsburg und Freising, verfasst. Stilistische und inhaltliche Analysen haben ergeben, dass diese Handschrift nicht nur älter ist, sondern dem nicht vorhandenen Original näher stehen muss, als die Weingartener Abfassung.[13] Helene Wieruszowski stellt als Fazit ihrer Untersuchungen fest, dass der Chronist kein Mönch aus Weingarten sein konnte, dass er des Weiteren dem welfischen Haus nahe gestanden haben muss, da er bei bestimmten Passagen merkliche Anteilnahme nimmt und dass der Chronist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Süddeutscher, vielleicht ein Bayer war, der Heinrich den Löwen "dominus noster" nennt.[14]

1938, wenige Jahre nachdem Helene Wieruszowski Ihre Erkenntnisse veröffentlicht hatte, befasste sich Erich König näher mit der Historia Welforum. Neben dieser Quelle, legte der Autor auch noch die sog. „Genealogia Welforum“ und die „sächsische Welfenquelle“ in einer zweisprachigen Ausführung vor.[15] In seiner Einleitung befasst er sich zudem mit der hier gestellten Frage nach dem Verfasser. Durch den Aufsatz von Helene Wieruszowski bestätigt, sieht König keine Veranlassung mehr, weiterhin das Kloster Weingarten, das zudem kaum Erwähnung im Text findet, als Entstehungsort anzunehmen. Erich König kann hierzu auch Textstellen anführen, die seine Thesen untermauern. „Per quam habemus regalem villam Moringen et in Longobardia Elisinam curtem, nobilissimam, cuius sunt undecim milia mansuum uno vallo comprehensi“[16] Da weder das Dorf Mering, noch der Hof Elisina je im Besitz von Weingarten waren, so kann also der Verfasser tatsächlich kein Mönch dieses Klosters gewesen sein.[17] Erich König kann noch weitere besitzrechtlichen Gründe anbringen, die seine Aussage weiter stützen. So waren die Dörfer Aulendorf, Wolpertswende, Berg und Fronhofen ebenfalls nicht dem Kloster Weingarten zugehörig, wie in Kapitel fünf der Historia Welforum beschrieben ist.[18]

Erich König geht indes noch weiter und behauptet, dass das Werk nicht zulässt, den Verfasser in Bayern zu suchen, wie Wieruszowski gemeint hatte, da sonst zum Beispiel in Kapitel 16 sprachlich nicht zu erklären wäre, warum Ravensburg „in partes ista“, also „in der hiesigen Gegend“ lokalisiert wird. Weiter werden in Kapitel 30 die Genossen von Welf VII. als „ceteri terrae nostrae maioribus“ bezeichnet,[19] weshalb Erich König den Verfasser der Historia Welforum im Gefolge Welfs VI. sehen möchte. Einen weiteren Beweis möchte er mit einer Parallelüberlieferung erbringen. Der Bodensee wird in Kapitel 31 als „laccus lemannus“ bezeichnet. Da der Leser üblicherweise „laccus podamicus“ erwarten würde, so erscheint diese Verwechslung auf den ersten Blick sehr merkwürdig. Eine Urkunde von Friedrich V. von Schwaben aus dem Jahre 1179, enthält ebenfalls diese Namensverwechslung. Es ist anzunehmen, dass die Ortkenntnisse des kaiserlichen Kanzlers Gottfried von Helfenstein aus Urkunden entnommen sind, die nach Erich König zeitlich gesehen nur aus der Kanzlei Welfs VI. stammen können.[20] Damit steht für ihn fest, dass die Historia Welforum nur im Umkreis von Welf VI. entstanden sein kann. Da die Genealogia Welforum ebenfalls im Umfeld des Welfen verfasst wurde, wäre eine Fortsetzung ein weiterer logischer Schritt.

Dass die Historia Welforum im näheren Umfeld von Welf VI. entstanden sein muss, wird von der modernen Forschung zumeist übernommen,[21] allerdings kann dies nicht mit Sicherheit angenommen werden, da die eindeutigen Beweise fehlen. Dies bemerkt auch Matthias Becher in mehreren Arbeiten. So versucht er zum Beispiel in seinem Aufsatz „Welf VI., Heinrich der Löwe und der Verfasser der Historia Welforum“[22] die beiden Thesen von Wieruszowski und König in Einklang zu bringen.

Die bei Erich König erwähnte Wortverwechslung für den Bodensee und die damit einhergehende Verbindung zu Welf VI. kann Becher völlig entkräften, indem er aufzeigt, dass bereits seit der Spätantike keine eindeutige Verwendung für das Wort „Lemmanus“ vorzufinden ist. Zudem kann er weitere, zeitlich gleichgestellte Quellenbelege liefern, womit keine Exklusivität der Vertauschung vorliegen kann und daher keine eindeutige Zuordnung zur Kanzlei Welf VI. vorliegt.[23] Den größten Anstoß bei König empfindet Becher bei der Tatsache, dass das wichtigste Argument von Wieruszowski wohlwissend übergangen wird. In Kapitel 31 wird Heinrich der Löwe nämlich als „dominus noster“ bezeichnet. Wie Helene Wieruszowski bereits festgestellt hatte, wird Welf VII. als „Guelfo nostro“, Welf VI. aber nur als „Guelfo“ gekennzeichnet. In dieser Tatsache liegt ein scheinbarer Widerspruch, da keine besondere Identifikation des Verfassers mit Welf VI. vorliegt.[24] Dass aber nun der Verfasser aus Bayern stammt, soll nach Becher die Bezeichnung „dominus“ widerlegen. Ein bayerischer Chronist hätte in diesem Fall die staatsrechtlich korrekte Bezeichnung „dux“ wählen müssen, wie dieser auch sonst, so zum Beispiel bei Friedrich Barbarossa als „imperator noster“, zu gebrauchen weiß. Nun stellt sich also die Frage, wie die eben erwähnten Indizien genau zu werten sind. Becher versucht aufzuzeigen, dass sowohl die Thesen von Wieruszowski, als auch die von König, wenn auch leicht abgewandelt, in Einklang zu bringen sind. Der Verfasser der Historia Welforum kann sowohl unter der direkten Kontrolle von Heinrich dem Löwen befunden haben, so wie auch um den Bodensee ansässig gewesen sein. Nach dem Tod von Heinrich dem Schwarzen, fielen nämlich auch Besitzungen in Schwaben an Heinrich den Schwarzen, der wiederum diese Ländereien an seinen Sohn Heinrich den Löwen vererbt hatte. Und da Heinrich der Löwe nur in Sachsen und Bayern als Herzog eingesetzt wurde, so kann ein schwäbischer Chronist von ihm nur als „dominus noster“ sprechen.[25] Matthias Becher zeigt hier also auf, dass die Historia Welforum wohl doch nicht von Welf VI. in Auftrag gegeben worden sein muss. Wie defizil die Antwort auf diese Frage nun endgültig ist, beweist die Kurzbeschreibung des neuesten Werkes von Matthias Becher. Im Klappentext wird die Historia Welforum wieder Welf VI. zugeordnet.[26]

3. Zeitliche Einordnung

Eine zeitliche Einordnung des Werkes ist indes viel einfacher vorzunehmen, als die Verfasserfrage zu klären ist. Bereits Erich König hat hierzu seine inhaltliche Analyse vorgestellt.

Das letzte Kapitel schließt mit der Beisetzung Welfs VII. im Jahre 1167 ab. Somit ist ein Zeitpunkt „post quem“ sicher gegeben. In Kapitel acht wird der elisinische Hof, wie bereits im vorherigen Kapitel angesprochen, als welfischer Besitz betrachtet. Die Steingadener Fortsetzung der Historia Welforum beschreibt dagegen: „Itaque ne talibus rebus minor sumptus contingeret, principatum Sardinie, ducatum Spoleti, marchiam Tuscie, et egregiam curtim Elisinam, que dicitur domus domne Mahthildis, cum suis appendiciis imperatori Friderico sororio suo tradidit, auri et argenti quantite quam postulebat accepta.“[27] Diese Schenkung an Friedrich Barbarossa kann man ungefähr auf das Jahr 1174 datieren. Damit steht fest, dass der Chronist sein Werk vor diesem Datum verfasst haben muss. Allgemein wird 1170 als Entstehungsjahr der Historia Welforum anerkannt.

4. Die Genealogia Welforum und die Sächsische Welfenquelle

Auch wenn die historische Wissenschaft heute die Historia Welforum als eine der wichtigsten Chroniken einer Adelsfamilie aus dem Mittelalter ansieht, so steht sie dennoch in einer Traditionsfolge welfischer Geschichtsschreibung. Die Genealogia Welforum ist bereits um 1126 mit großer Sicherheit im Umfeld von Welf VI. entstanden, da die knappe Familiengeschichte mit der Geburt von eben diesem endet und er als „unser Welf“[28] bezeichnet wird, was rückschließend für Helene Wieruszowski und Matthias Becher ein Beweis dafür darstellt, dass die Historia Welforum nicht von ihm in Auftrag gegeben worden sein kann, da hier keine ähnliche Bezeichnung vorzufinden ist. Ein weiteres Werk stellt die Sächsische Welfenquelle dar, die zwischen 1132 und 1137 wohl im Kloster St. Michael, einer welfischen Gründung in Lüneburg, verfasst wurde. Sie ist zudem in althochdeutscher Sprache abgefasst und nicht in Latein, wie die beiden anderen Werke. Wenn man alle drei Quellen miteinander vergleicht, werden die unterschiedlichen Wissensstränge evident. Die Forschung spricht hier allgemein von Erinnerungswissen der Welfen. Diese Rückbessinnung kann dazu führen, dass wichtige Ereignisse aus einer fernen Vergangenheit nur noch in Grundzügen rekonstruiert werden können. So zum Beispiel erfährt man aus der Genealogia Welforum, dass die Tochter eines Urahnen mit einem Kaiser vermählt wird. “Eticho genuit filium Heinricum et filia Hiltegardam, Hiltegardam Ludowicus Balbus imperator accepit uxorem“[29] Dass die Namen historisch nicht passen können, ist für die Genealogia Welforum nicht von Bedeutung. Es geht vielmehr darum, dass das Bild der Welfen für die Zeitgenossen in ein günstiges Licht gerückt wurde, also Prestigegewinn mit sich brachte. Die Sächsische Welfenquelle kann das Halbwissen der Genealogia Welforum berichtigen und schreibt: „Bi des milden keiser Lodewiges tiden, des keiser Karles sone, was ein vorste to Beierne, de hadde twe namen, he het Eticho unde het oc Welp. Sin dochter diu was geheten juditha; de nam de selbe keiser Lodewig na der keiserinne Irmengarde dode unde gewann bi ere Karle den calen“[30]. Nun ist die Geschichte zurechtgerückt. Der Uhrahn wird mit Eticho oder Welf angesprochen und seine Tochter heißt nach der Korrektur Judith. Sie heiratet nicht mehr Ludwig den Stammler, sondern Ludwig den Frommen. Die Historia Welforum kann seinerseits auf dieses angepasste Wissen zurückgreifen, weswegen die Sächsische Welfenquelle von der Forschung als Vorlage der Familienchronik angenommen wird. Wobei der Autor der Historia Welforum noch einen Schritt weitergeht und die beiden Namen Eticho und Welf insofern voneinander trennt, als er sie als Vater und Sohn zu erkennen gibt.

Diese Anfangsepisode, die für das welfischen Selbstverständnis von größter Wichtigkeit gewesen sein muss, kann man anhand welfenfremder Quellen nachprüfen. Thegan, Bischof in Trier, verfasste um 835 die „Gesta Hludowici Imperatoris“. Er bestätigt die historischen Fakten, zwar aus einer geographisch entfernten, aber zeitlich nahen Perspektive. „Sequenti vero accepit <in coniugium> filiam Huuelfi ducis sui, qui erat de nobilissima progenie Baioariorum, et nomen virginis Iudith, que erat ex parte matris, cuius nomen Eigiluui, nobilissimi generis Saxonici, eamque reginam constituit, erat enim pulchra valde.“[31]

Welche Probleme diese Stelle genau mit sich bringt, kann hier nicht näher behandelt werden. Es sollte reichen, dass die Bayerische Herkunft von dem hier vorgestelltem Welf nicht ohne weiteres in das Faktenwissen der heutigen Wissenschaft integriert werden kann.

Bernd Schneidmüller hat sich die Mühe gemacht anhand der Genealogia Welforum, der Sächsischen Welfenquelle und der Historia Welforum Stammbäume, wie sie im Text vorzufinden sind, aufzuzeichnen.[32] Wie verkümmert das Erinnerungswissen tatsächlich war, sticht in dieser Form sehr explizit hervor. So wird die Zeit vom 9. bis ins späte 10. Jahrhundert in gerade Mal vier Generationen bewältigt. Es können nur feste Marksteine, wie die Heirat einer Welfin mit einem Kaiser oder die Lebensdaten des um 1123 heilig gesprochenen Bischofs Konrad von Konstanz, einem Welfen, herausgestellt und ausgeschmückt werden.

An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass die Historia Welforum nicht alleine für sich betrachtet werden kann, sondern als Entwicklung zu sehen ist. Sie hat in der Genealogia Welforum und der Sächsischen Welfenquelle bereits verfasste Vorbilder und kann das gesammelte Wissen durch Eigeninitiative und neue Unterlagen erweitern, beziehungsweise verfeinern.

C. Die Historia Welforum

Bereits die Ausgabe der Monumenta Germaniae Historica, herausgegeben von Ludwig Weiland, untergliedert die Historia Welforum in 32 Kapitel mit inhaltlichen Kurzüberschriften. Die Steingadener Fortsetzung wird an das Ende des Textes angehängt. Die Überschriften der einzelnen Kapitel bei Weiland werden von Erich König nicht mehr übernommen, so dass die Kapitel für sich einfach gegliedert stehen bleiben.

Nachfolgend wird die Historia Welforum nach inhaltlichen Aspekten analysiert. Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf die Motive des Verfassers beim Weglassen bestimmter Themen oder deren Hervorhebung gerichtet werden. Zudem soll gezeigt werden, welche Quellen der Chronist ganz offensichtlich genutzt hat, da diese in wörtlichen Zitaten wiederzufinden sind. Es können in der Ausführung nicht alle Kapitel einzeln und in Detail durchgearbeitet werden. An einigen ausgesuchten Beispielen soll gezeigt werden, wie der Chronist gearbeitet hat und welche Besonderheiten zu beachten sind.

1. Die Einführung. Kapitel 1 bis 2

Die ersten beiden Kapitel stellen eine Art Einführung dar, wie sie weder in der Genealogia Welforum, noch in der Sächsischen Welfenquelle vorzufinden ist. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, geht der Chronist näher auf seine Arbeitsmethode ein. Es werden verschiedene Chroniken, Geschichtsbücher und Urkunden gesichtet, um die Generationenfolge der Familie sicherzustellen. Der erste fassbare Welfe ist ein „nobilis“ Karls des Großen. Dieser Urahn verheiratete seine Tochter Judith mit Ludwig dem Frommen. Hierbei stellen sich einige interessante Fragen. Aus erster Ehe hatte Ludwig der Fromme drei Söhne. Lothar I., Pippin I. und Ludwig den Deutschen. In der Ordinatio imperii aus dem Jahre 817, also zwei Jahre vor der Hochzeit mit der Welfin, regelte der Kaiser seine Nachfolge. Der Erstgeborene Lothar war mit kaiserlichen Rechten ausgestattet, seine beiden Brüder waren ihm untergeordnet. Diese Regelung war aus Sicht des Kaisers, des Adels und der Kirche notwendig, um das Überleben des Fränkischen Reiches zu sichern. Bei einer erneuten Heirat muss dem Kaiser klar gewesen sein, dass ein weiterer, potentieller Nachfolger die Ordinatio imperii vollkommen auf den Kopf stellen würde. Was schließlich durch die Geburt Karl des Kahlen auch geschah. Inwieweit solche Überlegungen Ludwig in seine Entscheidung hat einfließen lassen, kann anhand der Historia Welforum nicht geklärt werden.

Die Glorifizierung der Welfen treibt der Schreiber schließlich auf die Spitze, indem er die fränkische und die trojanische Ursprungssagen einflechtet. Diese Motive sind aus dem Mittelalter mehrfach belegt. Erich König fand heraus, dass der Verfasser der Historia Welforum diese Episode teilweise aus den „Libri excerptionum“ von Richard von St. Viktor wortgetreu übernommen hat.[33] Die „Libri excerptionum“ diente ihm dabei als Abriss der Weltgeschichte aus fränkischer Perspektive.

Im zweiten Kapitel wird die Entstehung des Namens Welf erörtert. Es werden drei mögliche Varianten angeboten. Dass der Autor sich nicht festlegt, deutet schon an sich darauf hin, dass die Erklärungen nicht zufrieden stellend sind. „Dicitur, quod quidam ex antiquissimis istis filiam cuiusdam Romani senator, qui Catilina nominabatur, in uxorem duxerit ac filium ex ea progenitum Catilinam nominaverit“[34] Hier wird ein Topos, der sehr verbreitet war, ersichtlich. Nicht nur, dass die Welfen sich der Verwandtschaft mit den Karolingern rühmen und sich in die fränkische Herkunftssage einordnen, sie sollen noch zudem von einer edlen, römischen Familie abstammen. Dabei wird mit der Namensähnlichkeit Catilina und „catulus“, was übersetzt Welpe heißt, gespielt.

Die zweite Variante sagt aus, dass ein Kaiser einen seiner Untertanen spottete, da dieser eiligst zu seinem Neugeborenen aufbrechen wollte. Herablassend soll der Kaiser bemerkt haben, dass die Aufregung wegen eines Welpen nicht verständlich sei. Schließlich werden in der dritten Version die beiden vorhergehenden Aussagen miteinander vermischt, wodurch sie streng betrachtet, keinen eigenständigen Wert besitzt.

2. Die unsichere Vergangenheit. Kapitel 3 bis 12

Mit Kapitel 3 beginnt die eigentliche Familiegeschichte. Wie noch zu zeigen sein wird, kann der Chronist für die ersten 200 Jahre keine genauen Angaben machen. Erst bei den seiner Zeit nahen Ereignissen werden die Fakten und vor allem die Personen richtig dargestellt. In den nachfolgenden Kapiteln wird ausschließlich ein verkümmertes Erinnerungswissen abgefasst und ausreichend geschmückt, falls es dem Autor als sinnvoll erscheint.

Die Chronik beginnt, wie bereits mehrfach gesagt, mit dem Welf, der zur Zeit Karls des Großen gelebt hat. Welfs Tochter Judith wird, so die berichtigte Darstellung gegenüber der Genealogia Welforum, die Gemahlin des Kaisers Ludwig des Frommen. Aus dieser Verbindung wurde Karl der Kahle geboren, der „[…] in divisione imperii regnum Francorum obtinuit et XLV annis strenuissime rexit, […].“[35] Erich König konnte nachweisen, dass die falsche Angabe über die hier geschilderten 45 Jahre Regierungszeit von einer ungedruckten Königsliste der Chronik des Hugo von St. Viktor stammen muss.[36]

Kapitel 4 enthält eine Episode, die sich durch das ganze Werk, eigentlich durch das gesamte Mittelalter hindurchzieht, wie ein roter Faden. Es geht dabei um die Königsnähe und Königsferne der Welfen. Vor allem den Zeitgenossen des Verfassers muss dies ganz besonders bewusst gewesen sein. Der welfisch-staufische Gegensatz bestimmte lange die politischen Entscheidungen auf Reichsebene. In der Historia Welforum ist diese typisierende Charaktereigenschaft bereits in der ersten Generation tief verankert. Eticho, der Bruder der Kaiserin Judith, soll seinem Sohn Heinrich bis zu seinem Tod nicht verziehen haben, dass dieser dem Kaiser einen Lehenseid geschworen hatte. Diese kurze Episode dürfte der Sächsischen Welfenquelle entstammen, da sie hier viel ausführlicher dargestellt wird.[37] In diesem Zusammenhang wird auch die Gründung des Klosters Weingarten, dem eben erwähnten Heinrich zugeschrieben.

Das nächste Kapitel ist aus heutiger Sicht hauptsächlich wegen den bereits erwähnten Schenkungen der Dörfer Aulendorf, Wolpertswende, Berg und Fronhofen wichtig. Erich König konnte feststellen, dass diese Dörfer niemals im Besitz des Klosters Weingarten waren. Dies hätte bereits früher zu der Annahme führen müssen, dass die Historia Welforum nicht von einem Angehörigen des Klosters hätte geschrieben werden können.

Weiterhin wird hier der um 975 verstorbene Konstanzer Bischof „Sancuts Choundradus“ vorgestellt. Die Entstehung der Genealogia Welforum dürfte wohl mit der Heiligsprechung 1023 von eben diesem Welfen eng in Verbindung stehen. Konrad ist einer jener Marksteine, die im welfischen Erinnerungswissen lebendig geblieben sind.

Kapitel 6 ist fast durchgehend aus der Genealogia Welforum (Kapitel 4) zitiert. Es geht hierbei um die Vermählung des Welfen Rudolf mit Ita von Öhningen. Diese Verbindung erfährt an dieser Stelle deswegen eine so große Aufmerksamkeit, da die Mutter von Ita von Öhningen eine Tochter Ottos des Großen gewesen ist. Mit diesem Bild kann das welfische Selbstverständnis zum wiederholten Male abgerundet werden.

Die nachfolgenden Kapitel interessieren sich hauptsächlich für die familiären Verhältnisse um Welf II. Er heiratete nämlich die aus dem Haus der Luxemburger stammende Imiza. Diese Heirat dürfte den Welfen nicht nur einen erheblichen Besitzgewinn in Italien vermacht haben, sie ist wohl auch dafür verantwortlich, dass der Sohn Welf III. „[..] virum per omnia probatum, qui ducatum Carinthiorum et marchiam Veronensem acqusivit et strenuissime rexit.“[38]

Der zeitliche Rahmen der Chronik ist mit Welf II. ungefähr im ersten Drittel des elften Jahrhunderts. Dass aber der Verfasser immer noch auf rudimentäres Wissen zurückgreifen muss, beweist die Tatsache, dass er die Verlegung des Benediktinerabteis von Altomünster nach Weingarten und die gleichzeitige Umsiedlung der Schwestern von Weingarten nach Altomünster mit Welf II. in Verbindung bringt. Dies ist aber erst unter Welf IV. im Jahre 1056 geschehen.

Es ist indes sehr auffällig, dass Welf III. in der Genealogia Welforum und in der Sächsischen Welfenquelle ausgespart wird. Warum diese beiden Quellen ihn verschweigen, kann nur spekulativ beantwortet werden. Da mit ihm die agnatische Linie ausstirbt und erst durch die Intervention von Imiza, der Großmutter von Welf IV, das Geschlecht der Welfen in kognatischer Folge weitergeführt werden kann, so könnte diese Tatsache den Zeitgenossen viel Unbehagen bereitet haben. Aber da die Vererbung vom Vater auf den Sohn erst im Hochmittelalter als unumstößlich galt, so ist an dieser Stelle keine gesicherte Aussage möglich.

3. Welf IV. und das Herzogtum Bayern. Kapitel 13 bis 15

Das 13. Kapitel der Weingartener Handschrift beinhaltet einen Zusatz, der sonst nur noch in deren Abschriften vorzufinden ist. „Idem etiam Gualfo monasterium in monte antiquum in honore s. martini fundavit, nomen Wingartin imposuit. In quod de villa translatis monachis et ossibus patris sui Gwelf et patrui Heinrici et avi Roudolfi ecclesiam priorem parrochiamlem esse statuit.“[39] Da die Abfassung aus Altomünster diese Passage nicht enthält, konnte Helene Wieruszowski endgültig feststellen, dass die Historia Welforum ursprünglich nicht in Weingarten abgefasst wurde.

Mit Welf IV. beginnt sowohl für das Herzogtum Bayern, als auch für die Welfen ein neues Kapitel. Zum einen hat das Geschlecht der Welfen mit dem Herzogtitel in Bayern eine politisch bedeutende Position erlangt. Zum anderen wird das Wechselherzogtum durchbrochen und Welf IV. sichert somit dieses Amt seinen Söhnen Welf V. und Heinrich dem Schwarzen. Der erste Welfenherzog kommt in der Historia Welforum durchwegs gut weg. Die Charakterisierung seiner Person dürfte aus der Chronik Ottos von Freising entnommen sein, wie Erich König bemerkt. Er ist ein tüchtiger Kämpfer, der den Frieden bevorzugt, er ist aber auch ein exzellenter Ratgeber und ein gerechter Richter. Zudem ist er dem Kaiser treu ergeben, solange dieser als ehrfürchtiger Christ, dem Papst gehorcht.[40] Welf IV. ergreift nämlich bei der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Partei für den Letztgenannten, weswegen der Kaiser ihm den Herzogtitel 1077 aberkannt hatte. Erst 1096 konnte durch die Versöhnung mit dem Heinrich IV. die alte Position wieder erlangt werden. Von dieser Episode ist in der Historia Welforum allerdings kein Hinweis zu finden. Der Verfasser verschweigt wohlwollend diese unangenehmen Details, die das Bild des ersten Welfen als bayerischer Herzog aus seiner Sicht verfälschen würden. Der Chronist geht aber auch über weitere Verstöße Welf IV. hinweg. So wird zum Beispiel nicht erwähnt, dass er seine Frau Ethlinde von Northeim verstieß, als ihr Vater, der damalige Herzog Bayerns, vom Kaiser geächtet wurde. Welch politisches Kalkül hinter dieser Aktion stand, ist nur dadurch ersichtlich, dass Welf IV. durch seine Ernennung zum Herzog alle Vorteile für sich nutzen konnte. Und durch die neue Heirat mit Judith von Flandern konnten zudem neue Netzwerke geknüpft werden, die dem aufstrebenden Selbstverständnis so wichtig erscheinen mussten. Einzig die Sächsische Welfenquelle berichtet von dem Bruch von Ethlinde, allerdings ist hier die sächsische Abstammung ihres Vaters wohl ausschlaggebend.[41]

Welf IV. nahm am ersten Kreuzzug teil, kam aber bei der Rückfahrt auf Zypern ums Leben. Seine Gebeine wurden später nach Weingarten überführt. Bereits Helene Wieruszowski bemerkt hierzu, dass ein Verfasser aus dem Kloster Weingarten unverständlicherweise hier eine sehr gute Gelegenheit verpasst hätte, da diese Ereignisse im Text nur beiläufig erwähnt werden.

Nachfolgend wird die Etablierung der Welfenherrschaft in Bayern beschrieben. Als ältester Sohn übernahm Welf V. das Herzogtum vom Vater. Er heiratete bereits in jungen Jahren die 40 Jahre ältere Mathilde von Tuszien, wohl wegen ihrer Besitzungen. Allerdings wurde die Ehe wieder annulliert, was vom Schreiber der Historia Welforum ohne Angabe von Gründen vermerkt wird. Welf V. stirbt 1120 ohne Nachkommen zu hinterlassen, weswegen sein Bruder Heinrich der Schwarze zum Herzog ernannt wird. Somit stand fest, dass die Weitergabe des Herzogamtes innerhalb der Familie keinen Einzelfall mehr darstellte.

Dass die Welfen ihre Eheverbindungen sehr sorgfältig ausgesucht haben, kann man an Heinrich dem Schwarzen beispielhaft nachvollziehen. Durch die Heirat von Wulfhilde, Tochter von Herzog Magnus von Sachsen, konnten die sehr reichen Besitzungen des letzten Billungers, der keinen männlichen Nachfolger hatte, in den Zugriffbereich der Welfen geholt werden. Diese folgenschweren Ereignisse führten schließlich auch dazu, dass Heinrich der Stolze, Sohn von Heinrich dem Schwarzen, sich nicht nur Herzog von Bayern, sondern auch „dux sachsorum“ nennen durfte. Allerdings sollte diese Entwicklung auch dafür verantwortlich dafür sein, dass die Welfen, von den übrigen Fürsten als zu „mächtig“ eingestuft, die Königswürde nach dem Tod von Lothar III. nicht erlangen konnten.

Das Familienbild, das in Kapitel 15 der Historia Welforum gezeichnet wird, könnte kaum besser ausfallen. „Heinricus igitur dux ex Wulfhilde praeter illos, quos infra annos coelis patriae suscepit, tres filios habuit, Chounradum, Heinricum, Gwelfonem, et quatuor filias, Juditham, Sophiam, Mathildem, Wulfhildem. Juditha nupsit Friderico Suevorum duci, quae Fridericum imperatorem nostrum et uxorem Mathei ducis Lotharingiae progenuit. Sophiam Bertholfus dux de Zaringen et eo mortuo Leopaldus marchio de Stira un uxorem accepit. Mahthildis primo Theopaldo, filio Theopaldi marchionis de Voheburch, postea eo mortuo Gebhardo de Sulzebach copulate est. Wulfhildem Roundolfus Bregantinus comes duxit.“[42] Damit konnten die Welfen praktisch zu allen namhaften Familien des Reiches Beziehungen aufweisen. Und dass wieder eine Judith, einem welfischen Kaiser in weiblicher Linie das Leben schenkt, mag zwar nur ein Zufall sein, wurde aber von den Welfen sicher hoch eingeschätzt.

Das Kapitel endet mit dem Tod von Heinrich dem Schwarzen, der seinen Beinamen einer Mönchkutte verdankt. Er soll, so ein Zusatz der Weingartener Handschrift, kurz vor seinem Tod, das Gelübde abgelegt haben.

4. Die Historia Welforum aus der zeitlichen Perspektive des Verfassers. Kapitel 16 bis 32.

Die zweite Hälfte der Historia Welforum unterscheidet sich grundlegend von den ersten 15 Kapiteln. Während der Autor bisher mit ungewissen Daten und oft falschen Annahmen operiert hat, so kann er nun auf gesicherte Angaben, wohl auch auf Augenzeugenberichte und in manchen Fällen sogar auf selbst Erlebtes zurückgreifen. Die zeitlichen Abstände zwischen den Darstellungen nehmen ganz erheblich ab. Wurden im Vorfeld innerhalb von 15 Kapiteln über 200 Jahre abgehandelt, so wird in den kommenden Abschnitten gerade Mal die Lebenspanne von Heinrich dem Stolzen und seines Bruders Welf VI. beleuchtet. Der Chronist verlässt auch die bloße Familiengeschichte und berichtet vermehrt über Fehden mit anderen Adelsgeschlechtern und kriegerische Auseinandersetzungen. Es scheint so, als ob er bis zu dieser Stelle eine Inventarliste der welfischen Eroberungen und Besitze erstellt hätte, die es nun zu verteidigen gilt.

Dass die Historia Welforum aus einer bayerischen oder zumindest bayernfreundlichen Sicht verfasst wurde, kam bereits zur Sprache. Es ist aber dennoch sehr auffällig, wie wenig das Herzogtum Sachsen Beachtung findet. So wird zum Beispiel nur beiläufig erwähnt, dass Heinrich der Stolze nach der Vermählung mit Gertrud, der einzigen Tochter von Kaiser Lothar III., Sachsen als Herzogtum verliehen bekommen hat. Die Kumulation von Macht, die die Welfen hier erfahren haben, hat viele Neider und damit beachtliche Feinde für die Familie geschaffen. Es ist nun tatsächlich so, dass außer in Kapitel 16, in dem Heinrich der Stolze bei einem Hoftag in Regensburg die innerbayerischen Auseinadersetzungen beendete, alle Kapitel von Krieg, Intrige, Belagerung, Mord und Totschlag berichten. Zwar sind die Kriege mit den Italienfeldzügen und dem zweiten Kreuzzug nicht nur auf den süddeutschen Raum beschränkt, aber dennoch ist diese Wendung der Chronik sehr beträchtlich.

Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, alle Fehden und militärischen Aktionen auf deren Wahrheitsgehalt hin zu analysieren. Daher sollen einige wenige Beispiele genügen, die den Verlauf der Historia Welforum exemplarisch charakterisieren. Zuvor soll aber der Vollständigkeit halber eine kurze Darstellung der historischen Fakten geboten werden.

Heinrich der Stolze wurde 1126 Herzog von Bayern und für nur zwei Jahre von 1137 bis 1139 Herzog von Sachsen. Aus seiner Ehe mit Gertrud ging Heinrich der Löwe hervor, der für Bayern durch die Gründung der späteren Landeshauptstadt München eine besondere Bedeutung erlangt hat. Heinrich hatte nach dem Italienfeldzug mit Lothar III. die Königskrone in greifbarer nähe. Nicht nur, dass der 1137 verstorbene Kaiser ihn zu seinem Nachfolger auserkoren hatte, Heinrich konnte auch die Reichsinsignien in seinen Besitz bringen. Für den Welfen unerwartet, wurde Konrad III. zum König gewählt. Schließlich akzeptierte Heinrich der Stolze diese Entscheidung, sollte dies aber bereuen, da der neue König ihn aller seiner Ämter enthoben hat. Die allgemeine Orientierung Heinrichs nach Sachsen ermöglichte ihm, sich hier länger festzusetzen als in Bayern, wo er bereits 1137 jeglichen Rückhalt verloren hatte. Diese Tatsache wird auch von der Historia Welforum bestätigt. „Heinricus ergo dux Saxoniam ingressus, cum casum et miserias suas fidelibus et amicis suis exponeret, ad rebellandum eos imperatori et Alberto excitavit. Inde in brevi eundem Albertum auxilio eorum nec non et suorum qui de Bawaria et Suevia eum insecuti sub specie peregrinationis terram intraverant, adeo humiliavit, ut castris eius dirutis, terries circumquaque vastatis, ad regem auxilii gratia ire compelleret.“[43]

1139 stirbt Heinrich unerwartet, so dass sein Bruder Welf VI. auf den Plan gerufen wird. Allerdings kann sich dieser nicht soweit behaupten, dass er die verlorenen Herzogtümer zurückgewinnen kann, so dass er auf die alten Familiebesitzungen im schwäbischen Raum beschränkt verbleibt. Sein Neffe, der spätere Kaiser Friedrich Barbarossa, aus weiblicher Linie ein Welfe, vermittelt zwischen Welf VI. und Kondrad III., so dass der Welfisch-Staufischer Gegensatz vorerst beigelegt werden konnte. Da Welf VI. seinen Neffen bei der Königswahl, nach dem Tod von Konrad III. unterstützt hatte, hat ihm dieser im Gegensatz große Besitzungen in Italien vermacht, wie auch die Historia Welforum zu berichten weiß. „Qui avunculo suo Guelfoni marchiam Tuscie, ducatum Spoleti, principatum Sardiniae, domum comitisse Mahthildis in beneficio tradidit, […].”[44]

Die Verwaltung der italienischen Güter wurde von Vater und Sohn, Welf VII. vorgenommen. In der Familienchronik findet sich immer wieder der Hinweis, dass Welf VI. und sein Sohn immer abwechselnd sich in Italien aufgehalten haben. Im Jahr 1167 kommt es für das welfische Geschlecht zu einer Tragödie, die ausschlaggebend für die Abfassung der Historia Welforum gewesen sein dürfte. Welf VII. stirbt in jungen Jahren auf dem Rückweg von Italien, nachdem er Kaiser Friedrich I. in Rom besucht hatte. Sein Tod bedeutete das Ende der schwäbischen Welfenlinie, da kein männlicher Nachfolger vorhanden war. Die Historia Welforum endet mit dem Ableben von Welf VII., weswegen von der historischen Wissenschaft vielfach Welf VI. als Auftraggeber der Chronik angenommen wird.

Auffällig ist indes für die Historia Welforum, dass der Verfasser sich vermehrt auf die Chronik von Otto von Freising stützt. In Kapitel 23-25 und Kapitel 32 werden teilweise größere Passagen aus der Vorlage wortgetreu übernommen. Zeitlich gesehen sind die Genealogia Welforum und die Sächsische Welfenquellen keine Stütze mehr, da sie den behandelten Zeitraum nicht mehr erfassen. Daher weicht der Autor auf andere Berichte aus, die ihm hilfreich erschienen. In welcher Form der Chronist Zugang zu dieser Quelle hatte, kann nicht mehr festgestellt werden. Nachfolgend sollen zwei Beispiele herausgegriffen werden, die den zweiten Teil der Historia Welforum kennzeichnen.

In Kapitel 30 wird die Auseinandersetzung Welf VII. mit Pfalzgraf Hugo von Tübingen beschrieben. Diese Tatsache mag an sich noch nichts Außergewöhnliches darstellen, aber die Details, die der Chronist hier zu berichten weiß, deuten darauf hin, dass er seine Informationen direkt aus erster Hand hat oder vielleicht sogar selbst anwesend war. Zum einen wird die „Schar“ der Helfer von Welf VII. sehr exakt beschrieben mit der genauen Anzahl der bewaffneten Männer. Das Zusammentreffen der Gegner wird auf den 8. September 1165 datiert. Die Zusammenfassung der Geschehnisse erfolgt sehr gewissenhaft. „Fit igitur clamor in castris; nostri prosiliunt, arma arripiunt, quique alios in quo poterant praevenire satagunt. Sicque fit, ut aliis praecurrentibus, aliis subsequentibus, plurimi confusim et sine acie ad locum congressionis suis in auxilium veniunt. Interim et hostes de castello non minus properantes locum tutiorem sibi eligunt et nostris adytum difficillimum super ripam fluminis in modum vallis eminantem praesignant.“[45]An keiner zweiten Stelle der Historia Welforum findet sich eine Beschreibung, die dieser ähnelt, was den Verdacht erhärtet, dass der Autor in irgendeiner Weise involviert war.

Das zweite Beispiel kann mit keiner Textstelle belegt werden, da es vom Chronisten völlig ausgespart wurde. Die Historia Welforum endet im Jahre 1167, also zwölf Jahre nach dem so bedeutsamen Privilegium Minus. In diesem Staatsakt wurde zum einen die Trennung Österreichs von Bayern festgesetzt und zum anderen Heinrich der Löwe als Herzog von Bayern tituliert. Damit wurden die Absetzung Heinrich des Stolzen revidiert und den Welfen alle wichtigen Ämter zurückgegeben. Es ist nun mehr als erstaunlich, dass eine so wichtige Episode in der Historia Welforum weggelassen wird. Und dass Heinrich der Löwe ausschließlich in Kapitel 25, noch im Kindesalter und in Kapitel 31, hier allerdings als „dominus noster“, jeweils nur in einer passiven Rolle erwähnt wird, ist nicht minder merkwürdig. Allerdings fehlen an dieser Stelle alle Indizien, um eine verlässliche Aussage treffen zu können.

5. Die Steingadener Fortsetzung

Das Kloster in Steingaden, in Oberbayern, nahe der heutigen Baden-Württembergischen Grenze, ist für die Memoria der schwäbischen Welfenlinie von besonderer Bedeutung. Durch Welf VI. gefördert, wurde es zur Grablege sowohl von Welf VII. im Jahre 1167, als auch vom Vater 1191. Die Historia Welforum wurde daher in diesem Kloster noch bis zum Todesjahr Welfs VI. weitergeführt. Nach Aussage der Ausführungen hat der Tod des eigenen Sohnes Welf VI. scheinbar in eine tiefe Krise gestürzt. Er versuchte seine Trauer in Wein zu ertränken und gab sich seiner Wollust bei jeder sich bietenden Gelegenheit hin. Aus heutiger Sicht ist die Tatsache wichtig, dass Welf VI. Kaiser Friedrich Barbarossa seine italienischen Besitzungen zu Lebzeiten gegen eine finanzielle Entschädigung vermacht hatte. Erst hierdurch konnte eine zeitliche Eingrenzung der Historia Welforum vorgenommen werden, da der Verfasser hiervon noch keine Kenntnisse besessen hat. In der Forschung wird viel über diese Abmachung diskutiert und spekuliert, warum Heinrich der Löwe, ebenfalls ein Neffe von Welf VI., hier übergangen wird. Wenn man allerdings Kapitel 28 der Historia Welforum zu Rate zieht, stellt man fest, dass Welf VI. dem Kaiser nur die Ländereien zurückgegeben hat, die er bei seiner Einsetzung erhalten hat. Somit stand es vielleicht nie zur Debatte, dass Heinrich der Löwe diese Besitzungen erben könnte. Wobei hier, wie bei vielen Aspekten der Historia Welforum, keine genügende Antwort gegeben werden kann.

Vor seinem Ableben hatte Welf VI. eine erneute Wandlung durchgemacht und bis zu seinem Tode ein gottgefälliges Leben in Sühne und Gebet verbracht. Mit der prunkvollen Beerdigung, bei der sogar der Kaiser teilgenommen hatte, wird der Steingadener Zusatz und die Historia Welforum beendet.

D. Fazit

Die Historia Welforum gilt zu Recht als eine der wichtigsten Quellen des Mittelalters. Der Verfasser beschreibt in 32 Kapiteln die Familiengeschichte seit Welf I., einem Zeitgenossen Karls des Großen, bis zum Tod Welf VII. Dabei wirkt die erste Hälfte des Werkes legendenhaft mit verkümmertem Erinnerungswissen bereichert. Erst die zeitlich nahe Vergangenheit kann der Chronist detailgenau wiedergeben. Allerdings werden bewusst Informationen zurückgehalten, dessen Hintergrund aus der heutigen Sicht nicht ausreichend rekonstruiert werden kann.

Die Frage nach dem Verfasser ist noch nicht abgeschlossen, allerdings wird sie wohl nach dem heutigen Stand auch nicht befriedigend beantwortet werden können. Die möglichen Auftraggeber Welf VI. oder Heinrich der Löwe finden in der Chronik zu wenig Beachtung, so dass, wie Matthias Becher schon geschrieben hat, die Antwort im Auge des Betrachters liegt und von der Gewichtung einzelner Indizien abhängt.[46] In dem hier angesprochenen Aufsatz bringt er nicht vernachlässigbare Gründe an, die auch Heinrich den Löwen als Auftraggeber in Frage kommen lassen. Auf der anderen Seite spricht Matthias Becher in seiner neuen Quellensammlung, dass die Historia Welforum im Umfeld von Welf VI. entstanden sein soll.

Wünschenswert wäre im Allgemeinen, dass sich die bayerische Historiographie mit dem hier behandeltem Themenbereich intensiver auseinandersetzt. Noch unvollständig bearbeitete Itinerare der hier vorgestellten Welfen könnten mit großer Sicherheit ganz neue Aspekte aufdecken. Und auch sonst wäre ein größeres Engagement um die Welfen in Bayern ein wünschenswertes Ziel, das eines der spannendsten Felder der Geschichtswissenschaft bereichern könnte.

Abschließend soll noch der Versuch unternommen werden die Bedeutung Bayerns aus der Sicht der Hisotoria Welforum zu beleuchten. Diese Frage könnte auch andersrum lauten. Sind irgendwelche Indizien zu finden, dass die Welfen, im besonderen Heinrich der Löwe, Bayern so wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben? Dass Sachsen in der Historia Welforum kaum Beachtung findet, ist ein Tatsachenwissen, woraus man schließen kann, dass Bayern für die Welfen doch wichtiger sein könnte, als allgemein angenommen wird. Auf der anderen Seite wird aber Bayern auch nicht mit großem Eifer und enthusiastisch gefeiert, so dass es schwer sein wird eine besondere Rolle Bayerns herauszulesen.

Vielleicht sollte man allerdings von der Vorstellung abrücken die Welfen regional einzuordnen. Leider ist die historische Forschung, gerade bei der Welfenhistorie sehr regionalgeschichtlich aufgestellt. Heinrich der Löwe hat sein Herrschaftsverständnis sicherlich nicht ausschließlich aus seinen regionalen Titeln hergeleitet. Er konnte seine Herkunft auf die Römer, auf die Karolinger und auf die Ottonen zurückführen. Die Verflechtung der Beziehungen zu anderen Adelsfamilien war über ganz Europa verteilt. Sein Weltbild musste also weiterreichen, als nur bis an die bayerischen Landesgrenzen.

E. Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellen:

Grandaur, Georg: Eine alte Genealogie der Welfen und des Mönchs von Weingarten. Geschichte der Welfen. Leipzig 1895.

König, Erich: Historia Welforum. Sigmaringen 1978.

Tremp, Ernst: Theganus, Gesta Hludowici imperatoris. MGH SSrG 64. 1995.

Sekundärliteratur:

Althoff, Gerd: Anlässe zur schriftlichen Fixierung adeligen Selbstverständnisses. In: ZGO. 134. Stuttgart 1986. S. 34-46.

Becher, Matthias: Welf VI., Heinrich der Löwe und der Verfasser der Historia Welforum. In: Karl-Ludwig Ay, Lorzenz Meier, Joachim Jahn (Hrsg.): Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Konstanz 1998. S.151-172.

Becher, Matthias: Quellen zur Geschichte der Welfen und die Chronik Burchards von Ursberg. Darmstadt 2007.

Helene Wieruszowski: Neues zu den sog. Weingartener Quellen der Welfengeschichte. S.56. In: Neues Archiv für ältere Deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften Deutscher Geschichte im Mittelalter (49). Berlin 1932. S.56-85.

Hartung, Wolfgang: Die Herkunft der Welfen aus Alamannien. In: Karl-Ludwig Ay, Lorzenz Meier, Joachim Jahn (Hrsg.): Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Konstanz 1998. S.23-55.

Kramer, Ferdinand: Die Welfen: Eine europäische Dynastie in Bayern. In: Alois Schmid - Katharina Weigand (Hrsg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III.. München 2001. S.70-91.

Schmid, Karl: Welfisches Selbstverständnis. In: Karl Schmid: Gebetsgedenken und adeliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag. Sigmaringen 1983. S. 424-453.

Schneidmüller, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung (819-1252). Stuttgart 2000.

Wattenbach, Wilhelm; Schmale, Franz-Josef: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vom Tode Kaiser Herinichs V. bis zum Ende des Interregnum. Erster Band. Darmstadt 1976. S.298-302.

 


[1] Erich König: Historia Welforum. Sigmaringen 21978. S.18.

[2] Karl Schmid: Welfisches Selbstverständnis. S. 434. In: Karl Schmid: Gebetsgedenken und adeliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag. Sigmaringen 1983. S. 424-453.

[3] Ebd. S. 437.

[4] Erich König: Historia Welforum. Sigmaringen 21978. S.2.

[5] Gerd Althoff: Anlässe zur schriftlichen Fixierung adeligen Selbstverständnisses. S. 40. In: ZGO. 134. Stuttgart 1986. S. 34-46.

[6] Zutreffender wäre zu sagen, dass die Welfen durchaus versucht haben, sich in Bayern zu etablieren, aber dauerhaft wenig Erfolg damit hatten.

[7] Schneidmüller, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung (819-1252). Stuttgart 2000. S.214.

[8] Kramer, Ferdinand: Die Welfen: Eine europäische Dynastie in Bayern. S.??? In: Alois Schmid - Katharina Weigand (Hrsg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III.. München 2001. S.70-91.

[9] Gerd Althoff: Anlässe zur schriftlichen Fixierung adeligen Selbstverständnisses. S. 34. In: ZGO. 134. Stuttgart 1986. S. 34-46.

[10] Georg Grandaur: Eine alte Genealogie der Welfen und des Mönchs von Weingarten. Geschichte der Welfen. Leipzig 1895. Einleitung S.VII.

[11] Helene Wieruszowski: Neues zu den sog. Weingartener Quellen der Welfengeschichte. S.56. In: Neues Archiv für ältere Deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften Deutscher Geschichte im Mittelalter (49). Berlin 1932. S.56-85.

[12] Ebd. S. 57.

[13] Ebd. S. 59ff.

[14] Ebd. S 82f.

[15] Erich König: Historia Welforum. Sigmaringen 21978.

[16] Ebd. S.14.

[17] Ebd. Einleitung. S. XI.

[18] Ebd. Einleitung. S. XVI.

[19] Ebd. Einleitung. S. XVIII.

[20] Ebd. Einleitung. S. XIX – XXI.

[21] Vgl. Wilhelm Wattenbach, Franz-Josef Schmale: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittealter. Vom Tode Kaiser Heinrichs V. bis zum Ende des Iterregnum. Erster Band. Darmstadt 1976. S.298-302

[22] Matthias Becher: Welf VI., Heinrich der Löwe und der Verfasser der Historia Welforum. In: Karl-Ludwig Ay, Lorzenz Meier, Joachim Jahn (Hrsg.): Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Konstanz 1998. S.151-172.

[23] Ebd. S.160f.

[24] Ebd. S.161f.

[25] Ebd. S.164ff.

[26] Matthias Becher: Quellen zur Geschichte der Welfen und die Chronik Burchards von Ursberg. Darmstadt. 2007. (Eine Rezension des Werkes durch Aventinus kann man hier aufrufen).

[27] Erich König: Historia Welforum. Sigmaringen 21978. S.69f.

[28] Ebd. S.80.

[29] Ebd. S.76.

[30] Ebd. S.80.

[31] Ernst Tremp: Theganus, Gesta Hludowici imperatoris. S.214.

[32] Schneidmüller, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung (819-1252). Stuttgart 2000. S.105ff.

[33] Erich König: Historia Welforum. Sigmaringen 21978. Anmerkung 2. S.97.

[34] Ebd. S.6.

[35] Ebd. S.8.

[36] Ebd. Anmerkung 10. S.99.

[37] Ebd. S.80f.

[38] Ebd. S.16.

[39] Ebd. Anmerkung 59. S.108.

[40] Ebd. S.18.

[41] Ebd. S.84.

[42] Ebd. S.26.

[43] Ebd. S.48.

[44] Ebd. S.56.

[45] Ebd. S.62f.

[46] Becher, Matthias: Welf VI., Heinrich der Löwe und der Verfasser der Historia Welforum. S.154. In: Karl-Ludwig Ay, Lorzenz Meier, Joachim Jahn (Hrsg.): Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Konstanz 1998. S.151-172.