Dregger, Sebastian
Zwischen manischem Hexenglauben und Überwindung des frühneuzeitlichen Hexenwahns: Die anekdotenhafte Darstellung des Hexenwesens durch den Barockautor Johannes Prätorius (1630-1680) in dessen Hexenbuch „Blockes-Berges-Verrichtung“ (1668)

I. Einleitung

Das Hexenbuch „Blockes-Berges-Verrichtung“ aus dem Jahre 1668 des Leipziger Barockautors Johannes Prätorius enthält zwar viele Geschichten und Details über das Hexenwesen, die später sogar Goethe als Vorlage für die Walpurgisnachszene im Drama „Faust“[1] verwenden sollte, – doch es enthält keine eindeutigen Antworten auf die damals im 17. Jahrhundert nach wie vor drängenden und entscheidenden Fragen: Ist Hexerei ein real existierendes Phänomen? Und wenn ja: aus welchen Bestandteilen besteht dieses Phänomen? Ist Hexerei ein Delikt, welches strafrechtlich verfolgt werden muss? Und wenn ja, wie soll dies prozessrechtlich geschehen? Statt diese Fragen explizit zu stellen und zu behandeln, konfrontiert Johannes Prätorius die Leser seines Traktates mit einer Vielzahl undurchsichtiger und bizarrer Anekdoten über das Hexenwesen, die im Hinblick auf eine klare Beantwortung der gestellten Fragen wenig hilfreich sind. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass andere zeitgenössische Autoren des 17. Jahrhunderts, wissend um die Dringlichkeit des Themas, auf eindeutigere Weise zum Hexenwesen Stellung bezogen haben; wie etwa Friedrich Spee mit seiner „Cautio Criminalis“ (1631) oder Johann Meyfahrt mit seiner Schrift „Christliche Erinnerung an Gewalttätige Regenten und Gewissenhafte Praedicanten“ (1635).[2] (mehr…)